"Falsche Ursula":Wir haben Ihren Mann!

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Wenn der Selbsthass in Sadismus umschlägt: In Mercedes Rosendes kolossalem Entführungsroman über die "Falsche Ursula" geht es um das Verbrechen nur am Rande. Das eigentliche Rätsel ist die Erzählerin.

Von Marie Schmidt

Ein starker Charakter ist auch ein Gefängnis. Bei der Hauptfigur dieses Romans macht es jedenfalls stark den Eindruck: Ursula ist dicht eingesponnen in ein Netz von toten Familienmitgliedern, mit denen sie ständig spricht, besonders dem Vater. Im Grunde lebt er in ihr weiter, sie hat alles von ihm, "die Sanftheit und die Gewalttätigkeit, die Form meiner Nase, die Blutgruppe, die Liebe zur Altstadt von Montevideo, diese Wohnung und die Möbel darin". Nicht zu vergessen einen enormen Selbsthass, der jedes der vielen, vielen Kilos durchdringt, die Ursula wiegt. Aber wenn sie isst, du liebe Güte, dann verwandelt sie sich in einen Orkan von Verdauungssäften, in Karamellcreme badender Geschmackspapillen, Speichel und Magenbrodeln.

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