Edmund Stoibers Abschied:Der "Ääh"-Abgewöhner

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Zu später Stunde verabschiedet die ARD Edmund Stoiber. Dabei wird nichts gezeigt, was nicht schon oft gesehen ward. Einen Höhepunkt gibt es aber: die Äußerungen von Stoibers Ex-Medienberater.

Peter Fahrenholz

Vor noch nicht allzu langer Zeit wäre ein 45-minütiges Porträt des Bayerischen Fernsehens über Edmund Stoiber vermutlich eine ziemliche Hommage geworden. Aber der Haussender der CSU hat längst gemerkt, dass Stoiber nicht mehr das Maß aller Dinge in Bayern ist und bald neue Herren das Sagen haben.

Des Ministerpräsidenten letzter Streich: Edmund Stoiber hantiert mit einem Modell des Transrapid, der nach langen Debatten jetzt kommen soll. (Foto: Foto: Reuters)

So ist die Abschiedsstory über Edmund Stoiber - produziert vom BR, ausgestrahlt in der ARD - ein solides Stück Handwerk, in dem auch kritische Töne nicht fehlen. Stoibers Abtritt, den seine eigenen Parteifreunde in Kreuth erzwungen haben, wird ausführlich rekapituliert, ebenso die Fehler, die der rastlose Stoiber auf dem Weg dorthin gemacht hat.

Oder jener für Stoiber besonders bittere Wahlabend 2002, als er sich schon im Kanzleramt wähnte und am Ende doch verloren hatte. Das Fernsehen hat es bei solchen Rückschauen gut. Bildmaterial ist zuhauf vorhanden und erzählt quasi von selbst noch einmal die Geschichte, die alle schon kennen.

Damit ist das Manko des Films auch schon genannt: Der Zuschauer erfährt nichts, was er nicht in all den Monaten zuvor schon in der Zeitung gelesen hat. Das allerdings kann man den Autoren nur bedingt zum Vorwurf machen, es liegt auch in der Natur des Mediums.

Vor laufender Kamera erzählt der CSU-Promi eben nur ungern, wie es wirklich zugegangen ist beim Sturz von Edmund Stoiber. Entsprechend floskelhaft fielen die Statements der Hubers, Becksteins und Seehofers aus. Wenn keine Kamera in der Nähe ist, können die Herren vom Leder ziehen.

Vom jungen Edmund hätte man gerne mehr gesehen, nicht nur wegen der schrecklichen Brillen, die er damals getragen hat. Sondern auch, weil das die verschiedenen Rollen plastischer gemacht hätte, die dieser Mann im Laufe seiner politischen Karriere eingenommen hat. Und die er zum jeweiligen Zeitpunkt immer so ausgefüllt hat, als hätte er nie eine andere gespielt.

Die spannungsreiche Zeit des Tandems zwischen Stoiber, dem ehrgeizigen Ministerpräsidenten, und CSU-Chef Theo Waigel, dem Finanzminister von Helmut Kohl, spart der Film leider komplett aus. Dabei hätte man von Waigel, dem Meister der subtilen Sottise, gerne ein paar dezente Bosheiten gehört, aber wahrscheinlich wollte er sich öffentlich nicht über seinen einstigen Rivalen äußern, sondern genießt dessen Ende lieber im Stillen.

Ein Glanzstück hat der Stoiber-Film allerdings zu bieten, und er zeigt es glücklicherweise öfter vor: Stoibers ehemaliger Medienberater Michael Spreng, der ihm während der Kanzlerkandidatur die vielen "Äähs" abgewöhnen sollte, kommt ausführlich zu Wort, und nimmt dabei keine diplomatische Rücksicht.

Ob er nun über die heiße Herdplatte spricht, auf die Angela Merkel Stoiber vor seiner Berlin-Flucht gesetzt habe oder über Stoibers Berater-Tross, der Stoiber ständig "mit völlig sinnlosen Informationen zugemüllt" habe - Spreng schildert Stoibers Niedergang ohne Schnörkel: "Er und die Spitze der CSU haben kollektiv abgehoben". Und Stoiber selbst? Der sagt am Schluss des Beitrags, unsentimental, wie es nun mal seine Art ist: "Ja, das war's".

Die Stoiber-Story, Mittwoch, ARD, 23.30 Uhr.

© SZ vom 26.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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