Der Autor Dževad Karahasan ist tot:Zeitzeuge des Zerfalls

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In seiner Welt waren die poetischen Formen das, was bleibt, wenn eine Stadt zerstört ist, ihre Bewohner womöglich vertrieben sind: Dževad Karahasan im Februar 2020 in der Paulskirche bei der Verleihung des Goethepreises der Stadt Frankfurt. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Zum Tod des bosnischen Schriftstellers und Großmeisters des dialogischen Erzählens Dževad Karahasan.

Von Lothar Müller

Zu Beginn des Jahres war er wieder einmal in Berlin und stellte in der Akademie der Künste die deutsche Ausgabe seines jüngsten Romans "Einübung ins Schweben" vor. Es war der 25. Januar, sein 70. Geburtstag. Während der Lesung wie beim Empfang war ihm anzuhören, dass Deutsch zu den Sprachen zählte, in denen er sich heimisch fühlte. Und wie stets erwies sich Dževad Karahasan auch an diesem Abend als Meister im Anwesendsein. Es war aber zugleich sein Doppelgänger im Raum, der Autor, der es darauf anlegte, in seinen Romanen, Essays und Theaterstücken möglichst abwesend zu sein.

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