DVD: "Das Ende" und "Die besten Jahre":Wie ausgewechselt

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Happy New Year ... und seine ersten Tage gehören dem Veteranen John Carpenter. Nicht direkt, der Mann hat seit "Ghosts of Mars", 2001, keine Filme mehr gedreht.

FRITZ GÖTTLER

Aber zwei Remakes sind in dieser Woche fällig, die nach frühen Carpenter-Filmen entstanden, "Assault on Precinct 13", gedreht vom Franzosen Jean-François Richet, und "The Fog" von Rupert Wainwright. Zwei klassische Genrefilme, und anscheinend traut man ihnen nicht so recht bei den Verleihern. "Assault" kommt unter dem Titel "Das Ende" nur auf DVD heraus, "The Fog" wird blind, ohne Pressevorführung, am Donnerstag in unseren Kinos gestartet.

Der Meister persönlich: John Carpenter. (Foto: Foto: rtr)

Beiden Filmen gehen nicht unbedingt ermutigende Nachrichten aus den USA voraus - aber in beiden Fällen sollte man sich doch selbst ein Bild machen. Zumal Remakes schon immer schillernd vieldeutig waren in der Filmgeschichte. Warum sollte man, sagen die einen, ein gelungenes Stück, an dem alle ihren Spaß haben, noch einmal machen wollen?

Aber berechtigt das nicht, fragen die anderen, zu den schönsten Hoffnungen, wenn einer so viel Spaß an einem Stück hat, dass er davon zum Selbernochmalmachen animiniert wird - wie die Kinder es tun. Zudem ist "Assault" sowieso ein Remake gewesen - Carpenter hat einfach die Situation von "Rio Bravo" an den Stadtrand von Los Angeles verlegt und aus den Westernbanditen eine bekiffte Rockergang gemacht. In der neuen Version ist ein Polizeirevier in Detroit der Schauplatz, in dem in einer stürmischen Silvesternacht unter anderem Ethan Hawke, Larry Fishburne, Brian Dennehy, Gabriel Byrne und Maria Bello zusammenkommen.

Es wird eine völlig verrückte, mörderische, brutale Nacht. Was nicht nur an der Stimmung zum Jahreswechsel liegt, sondern auch daran, dass das Revier gerade abgewickelt wird. Die Verbindungen nach draußen sind schon gekappt, und der dichte Schneefall schaffte es, sogar im hässlichen Detroit ein wenig festliche Atmosphäre hinzuzaubern.

Ethan Hawke, der Leiter der Restbelegschaft, ist von einem missglückten Undercover-Einsatz in der Drogenszene, bei dem zwei Kollegen draufgingen, traumatisiert und unter aufregender psychiatrischer Überwachung. Ein Gefangenentransport muss, vom Schneesturm gebremst, Zwischenstation machen - Laurence Fishburne ist dabei, der Gangsterboss Bishop. Plötzlich steht das Gebäude unter heftigem Beschuss, ein Terror wie einst in den Forts an der frontier, im Indianerland.

Das war ein Fest damals, in der zweiten Hälfte der Siebziger, als John Carpenter mit "Assault" das einfache, aber in seiner Einfachheit unheimlich effektive Genrekino wiederbelebte, eine kurze Fete, die nach ein paar Jahren schon wieder vorüber war, als 1980 "The Fog" in die Kinos kam.

Ein wenig ist davon auch in dem Remake von Jean-François Richet zu spüren, ein weiterer Franzose, der in Hollywood sein Glück versuchte, nach Jean-Jacques Annaud, Jean-Pierre Jeunet, Mathieu Kassovitz und Pitof - mit mehr oder weniger Erfolg. Richet zelebriert gekonnt das amerikanische Action- und Beziehungsdrama und lässt darin Echos französischer Banlieue-Revolten anklingen. Seinen "Ma 6-T va crack-er" hat sich Carpenter schicken lassen, dreimal hintereinander angeschaut - und dem jungen Pariser Copain die Rechte an "Assault" gegeben: "Different movie, different time, same spirit."

Wie bei den Remakes ist auch bei Kino-Mehrteilern DVD überaus nützlich. Wer seinerzeit im Kino nur den ersten, immerhin drei Stunden langen Teil von "Die besten Jahre/La meglio gioventù" von Marco Tullio Giordana sich angeschaut hatte, kann nun auf der DVD sehen, wie es danach weitergeht mit dieser wundersam verschlungenen Geschichte von zwei Brüdern, ihrer Familie, ihren Freunden und manchen merkwürdigen Zufallsbekanntschaften, kann das Spiel erleben von Liebe und Politik und Revolte und Terror - das eskalierte in der zweiten Hälfte der Siebziger.

Geradliniges Erzählkino, so wie es, in all dem Actionwirrwarr, insgeheim auch Richet erträumt: "Ich sage den Jungs immer, sie sollen die Klassiker des Kinos kaufen und sie studieren, Satyajit Ray, Ozu oder Charlie Chaplin."

Das Ende von Jean-François Richet Constantin-Film Highlight-Verleih

Die besten Jahre von Marco Tullio Giordana Ventura-Film Good Movies Verleih

© SZ vom 10.1.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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