Documenta:Wird schon

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Der Documenta-Aufsichtsrat verkündet das Ende des Skandals, doch so einfach ist das nicht: Noch sind viele wichtige Fragen offen.

Von Catrin Lorch

Die nächste Ausgabe der Documenta sei gesichert, das hat der Aufsichtsrat der Documenta GmbH, in dem neben der Stadt Kassel und dem Land Hessen auch die Kulturstiftung des Bundes vertreten ist, nach einer langen Sitzung am Mittwoch verkündet. Wie geplant solle die 15. Ausgabe der Documenta im Jahr 2022 stattfinden, so steht es zumindest in einer Pressemitteilung, in der die Finanzierungslücke der letzten Ausgabe der Ausstellung im vergangenen Sommer auf 5,4 Millionen Euro beziffert wird. "Budgetüberschreitungen in Athen" seien dafür die Gründe, das habe ein Gutachten der Wirtschaftsprüfer Pricewaterhouse Cooper ergeben. Zudem soll ein externes Beratungsunternehmen die Strukturen der Documenta GmbH untersuchen und Verbesserungsvorschläge machen - vor allem in Bezug auf Controlling.

Die Frage ist, ob sich in der gegenwärtigen Krise überhaupt geeignete Kuratoren finden lassen

Ist damit die wohl bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst aus der Krise? Seit dem Bekanntwerden der Unterfinanzierung in diesem Sommer wurde das Thema in der Lokalpresse und der nordhessischen Politik skandalisiert, offensichtlich ging es dem Oberbürgermeister der Stadt Kassel, Christian Geselle, qua Amt Vorsitzender des Aufsichtsrats, darum, sich von der Documenta 14 und ihrem "Defizit" zu distanzieren. Auch wenn ein Fehlbetrag von etwas mehr als zehn Prozent des Etats nicht eben gewaltig ist - für eine krisengebeutelte Stadt wie Kassel sind mehrere Millionen Euro viel Geld.

Doch weil sich die Diskussion vor allem gegen den künstlerischen Leiter Adam Szymczyk, sein Konzept des zweiten Spielorts Athen und die Geschäftsführerin Annette Kulenkampff richtete, schien es zunehmend fragwürdig, ob die Vorbereitungen der nächsten Ausgabe überhaupt möglich sind. Die Ankündigung, die Ausstellung werde pünktlich stattfinden, klingt nun so, als wolle man die Auswirkungen des Skandals einfach verbieten. Denn der Pressemitteilung ist beispielsweise nicht zu entnehmen, ob Kulenkampff weiterhin im Amt bleibt und ob einem künftigen Konzept womöglich ein Rahmen gesetzt wird. Erst wenn solche Fragen geklärt sind, wäre die Ausrichtung gewährleistet. Zudem ist fraglich, ob sich in der gegenwärtigen Krise überhaupt eine Berufungskommission und geeignete Bewerber finden lassen.

Während bei der Sitzung weiterhin um Kosten - vor allem für den zweiten Standort Athen - gestritten wurde, hat man offensichtlich ein Gutachten übersehen, das gemeinsam von der Universität Kassel und der Hochschule in Fulda erstellt wurde. In der repräsentativen Besucherbefragung kommt nicht nur die überwältigende Begeisterung von geschätzt 1,2 Millionen Besuchern zum Ausdruck, sie liest sich auch wie eine Bestätigung des Konzepts der Documenta 14. Gerade der zweite Spielort Athen habe ein internationales Publikum noch einmal an die künstlerische Bedeutung des deutschen Projekts erinnert und der Ausstellung in Kassel Gäste beschert. Was sich - vor allem in Nordhessen - unmittelbar auszahlte. Allein die Primärausgaben im Zusammenhang der Ausstellung, die unmittelbaren Ausgaben der Besucher also, brachten der Region mehr als 126 Millionen Euro.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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