Disneys "Lustiges Taschenbuch":Das Lächeln der Mona Daisy

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Micky analysiert, Goofy quatscht dazwischen: Jetzt gibt es Dan Browns Megaseller "Sakrileg" als Disney-Parodie. Fortsetzung einer großen Tradition oder bloß Spätfolge des Medienrummels um Buch und Film?

Jürgen Schmieder

Das Cover des neuen Lustigen Taschenbuchs verspricht viel: Donald Duck ist als "Vitruvianische Ente" zu sehen, eine Persiflage der berühmten Skizze von Leonardo da Vinci. Der Titel lautet "Rätsel um da Vinci". Ganz klar: Die Titelgeschichte wird sich mit Dan Browns Bestsellerroman "Sakrileg", im Original "The Da Vinci Code", auseinander setzen.

Die "Vitruvianische Ente" Donald Duck. (Foto: Foto: Ehapa)

Was für eine Freude, auf dem Cover eines Disney-Buches zu erkennen, dass sich die Kreativabteilung wieder einer literarischen oder filmischen Vorlage angenommen hat: Solche Parodien waren stets Höhepunkte in der Reihe der Lustigen Taschenbücher, die mittlerweile auf 357 Exemplare angewachsen ist.

Die Disney-Zeichner kümmerten sich bisher nur um Klassiker: "Indiana Jones und der Tempel des Todes" etwa, "Vom Winde verweht" oder "Der Name der Rose". Die Parodien zeichneten sich aus durch Liebe fürs Detail, Figuren wie Donald Duck schlüpften in die Protagonisten-Rollen. Immer garniert mit dem Schuss Comic-Würze, immer das Augenzwinkern von Walt Disney im Gedächtnis.

Unvergessen die Szene, in der Donald Ducks Alter Ego Phantomias in einer Indiana-Jones-Parodie versucht, das Gewicht einer goldenen Statue mit einem Apfel auszugleichen. Der Gesichtsausdruck - als er die Unsinnigkeit seiner Tat erkennt - gehört zu den schönsten Bildern, die jemals in einem Lustigen Taschenbuch gezeichnet wurden.

Lange war von dieser Tradition nichts mehr zu sehen, die Autoren setzten auf eigene Geschichten und eigene Ideen. Nun aber die neue Ausgabe des "Lustigen Taschenbuchs" (seit 7. November erhältlich): Autor Marco Bosco und Zeichner Andrea Ferraris nehmen sich eines der meistverkauften Bücher aller Zeiten an. Ein wenig spät, mag man meinen. Aber damit entgehen die Disney-Macher direkt dem Vorwurf, den Medienhype um Buch und Verfilmung ausnutzen zu wollen. Sie möchten allein mit der Qualität der Parodie punkten.

Micky Maus soll - wie Robert Langdon im "Da Vinci Code" - die Entführung seines Freundes Professor Zapotek aufklären. Der hat ihm als Spur eine Zeichnung von Leonardo da Vinci hinterlassen - eben jenen Vitruvianischen Menschen. Es beginnt eine Jagd durch Museen in Mailand, die schließlich in einer italienischen Villa endet.

Freilich gibt es in der Disney-Version keine Morde und keine Mönche, die sich selbst kasteien. Dafür jede Menge Bildung: Der Leser erfährt von Leben und Werk da Vincis und bekommt einen Einblick in den Mailänder Dom und die milanesische Museumswelt. Ein kleiner historischer Exkurs zu den Sumerern ist auch noch dabei.

Leider mangelt es der Geschichte etwas an Drive, Spannung und Esprit: Micky analysiert, Goofy quatscht dazwischen, einige Wendungen später ist der Fall gelöst - 46 Seiten für eine Titelgeschichte sind eben zu wenig.

Dennoch ist man den Autoren dankbar, dass sie endlich wieder einen aktuellen Beststeller persiflieren. Es könnte der Anfang einer neuen Serie an Höhepunkten im Lustigen Taschenbuch sein.

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