Diether Krebs:Der Spaßarbeiter

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Bilanz eines Clowns, der keine Tränen mehr hat: Eine TV-Dokumentation würdigt den wunderbaren Diether Krebs, der am 11. August 60 Jahre alt geworden wäre. Sie zeigt den Schauspieler in seinen großen und in seinen einsamen Momenten.

Hans Hoff

Man kann mit einem Witz grandios scheitern, weil die Betonung nicht stimmt, weil das Gefühl für Pausen fehlt, weil er irgendwie banal wirkt. Trotzdem kann aus demselben Witz ein Klassiker werden. Als Beispiel lässt sich jenes ältliche Ehepaar anführen, das stumm im Wohnzimmer sitzt. Plötzlich erzählt sie: "Als ich aus dem Fenster schaute, graute der Morgen." Da blickt er von seiner Zeitung auf und verbessert: "Dem Morgen."

Mit dem Sitcom-Vorläufer "Ein Herz und eine Seele" wurde Diether Krebs zu Beginn der 70er-Jahre bekannt. Er spielte (hier mit Filmehefrau Hildegard Krekel) den linken Schwiegersohn von Ekel Alfred. (Foto: Foto: dpa)

Was sich allenfalls nett liest, entpuppt sich als Brüller, wenn man sieht, wie Iris Berben und Diether Krebs das für die Reihe "Sketchup" gespielt haben, weil so ziemlich alles stimmt, Timing, Ausstattung, die Blicke. Diether Krebs, der vor sieben Jahren starb, hat schon vor der Comedywelle Spaß gemacht - sich und den Zuschauern. "Wir haben nie gearbeitet miteinander, wir haben Spaß gehabt", erinnert sich Beatrice Richter, Anfang der 80er Jahre Krebs' erste "Sketchup"-Partnerin. Sie sagt das in einer Dokumentation, die durch die Dritten wandert, weil Krebs am 11. August 60 Jahre alt geworden wäre.

"Diether mit h Krebs" zeigt Diether Krebs nicht nur in "Ein Herz und eine Seele", nicht nur als depperten Martin oder als Horst-Schlämmer-Vorläufer Peter Alexander Krups. Der Film beschreibt ihn auch in seinen einsamen Momenten, als Alkoholiker, in seinem Scheitern. Gezeigt wird, wie er nach der Diagnose Lungenkrebs weiterspielte.

Besonders bedrückend sind dabei einige Szenen, die Krebs für seine Söhne aufgezeichnet hat. Da ist er zu sehen, allein in einem Hotelzimmer. Er trägt einen weißen Bademantel und philosophiert in die von ihm selbst gestartete Kamera. "Es gibt Morgen, an denen ich immer wieder erstaunt bin, dass ich noch schlechter aussehe, als ich mich fühle", sagt er. Die Aufnahmen wirken wie der Versuch, mehr zu hinterlassen als den lustigen Diether Krebs. Es soll etwas sein wie die Bilanz eines Künstlers, wirkt aber wie die Bilanz eines Clowns, der keine Tränen mehr hat.

"Dieter mit h Krebs", WDR, Freitag, 20.15 Uhr, weitere Ausstrahlungen: BR, 10. Aug., 22.30 Uhr, und RBB, 11. Aug., 22.05 Uhr.

© SZ vom 3.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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