Beim Online-Buchhändler Amazon könnte man sich ein Exemplar reservieren lassen. Erst im September soll aber das angebliche Enthüllungsbuch Die TV-Falle - vom Sendungsbewusstsein zum Fernsehgeschäft des ehemaligen Sat-1-Geschäftsführers Roger Schawinski erscheinen. Doch schon jetzt macht das Werk von sich reden.
"Unterhaltsam und durchaus selbstkritisch schildert Roger Schawinski den spannenden Alltag eines Senderchefs und spart nicht mit interessanten Details", heißt es vielsagend in der Buch-Ankündigung des Verlags Kein & Aber (Zürich). Und weiter: "Das gab es noch nie: Ein ehemaliger Senderchef erklärt, wie Fernsehen funktioniert" - vor allem, weil der Senderchef für vieles, das nicht funktionierte, Verantwortung trug.
Blackout-Flop
In einer von Kein & Aber einmal vorab verbreiteten Passage berichtet Schawinski vom Flop des Mehrteilers Blackout im vergangenen November. Seine namentlich erwähnte Sekretärin habe ihn an dem Tag, an dem die erste desaströse Blackout-Quote vorlag, begrüßt, "als ob ein Todesfall eines nahen Bekannten zu beklagen wäre".
Solche Einzelheiten sind nicht allen Sat-1-Mitarbeitern recht. Man habe Schawinski angeschrieben und darauf hingewiesen, dass alle Persönlichkeitsrechte gewahrt werden müssten, sagte eine Konzernsprecherin. In keinem Fall aber wolle Pro Sieben Sat 1 das Buch verhindern.
Schawinski hatte den Berliner Privatsender von 2003 bis Ende 2006 geführt. Der 62-jährige Schweizer ging vorzeitig, sein Stellvertreter Matthias Alberti wurde Anfang 2007 sein Nachfolger - und hat jetzt mit großen Marktanteilseinbrüchen zu kämpfen. Schawinski dürfte sich über die Publicity für seinen Ratgeber freuen. Alberti erlebte gerade mit der Tour-de-France-Übertragung, die ungefähr 50 Prozent weniger Menschen interessierte als sonst auf dem Sendeplatz zwischen 15 und 17.30 Uhr, seinen eigenen Blackout. Ob auch er ein Buch plant, ist unbekannt.