Wie, die Kleine macht jetzt auch Musik? Weil ihre Namen süß wie Cocktails klingen, müssen sie um so böser gucken: Die Töchter von Sting, Bob Geldof und Courtney Love eifern ihren Eltern nach. Die Bilder. Ihr Name klingt so süß wie einer dieser türkisfarbenen Cocktails, die man in den achtziger Jahren in Dorfdiscos trank. Vielleicht schaut Coco Sumner in ihren Videoclips deshalb so böse aus der Wäsche, die Augen verschattet, die Haare so ölig und unordentlich, als hätten sich Frösche darin gebalgt. Das muss wohl so sein, wenn man sich als 20-Jährige von einem Papa emanzipieren will, der zwar einen stacheligen Namen trägt, aber von fast allen dafür geliebt wird, dass er klasse Songs geschrieben hat, für den Weltfrieden eintritt und die Sanftmut eines Buddhisten zur Schau stellt: Sting. Wie es sich für eine Künstlerin mit Star-Genen gehört, gibt es die üblichen PR-Anekdötchen über Klein-Coco: Mit vier hatte sie zum ersten Mal eine Gitarre in der Hand - es lagen ja wohl genügend herum -, mit neun zupfte sie die Akkorde der Sex Pistols. Zufällig klingt ihr Debütalbum, und nicht einmal schlecht, nach allem, was zur Zeit in Mode ist: Elektronik, achtziger Jahre, Pseudopunk. Auch ihr Statement zu ihren Eltern passt: "Ich liebe sie über alles. Das muss ich ja sagen." Text: Jochen Temsch SZ vom 28.10.2010/sueddeutsche.de/ls/rus
18-jähriges Mädchen singt erstmals in Londoner Pub und wird von Mann angesprochen, ob sie ein Demo-Tape aufnehmen will. Es stellt sich heraus, der Mann heißt Russ Ballard und ist Songwriter unter anderem für Rainbow, Kiss und Uriah Heep. Es stellt sich heraus, das Mädchen heißt Lauren Harris und ist die Tochter von Iron Maiden-Bassist Steve Harris. Bingo! Mädchen nimmt Demo-Tape auf, Demo-Tape gefällt - folgt Platte (Calm Before the Storm), folgt Supporting Act im Madison Square Garden, folgt Welttournee. Zu Lauren Harris' traurigeren Kindheitserinnerungen gehört die Geschichte, dass keine ihrer Freundinnen sie zu Hause besuchen wollte, aus Angst vor dem zähnefletschenden Band-Maskottchen Eddie. Dafür hat sie backstage in Australien laufen gelernt. Mit ihrer Band war sie zuletzt Vorgruppe für Alice Cooper, Heaven and Hell und immer wieder für Iron Maiden. Sie macht gar nicht so üblen, klassischen Heavy Metal, ist jetzt 26 Jahre alt und abseits der Bühne so furchtbar gut erzogen, wie sich das für eine Rockstartochter gehört. Text: Tanja Rest
"Liebe anonyme Väter", schreibt uns Marius, 61, "ich bin ein unfassbar erfolgreicher Rocksänger und habe eine Tochter, die auch Sängerin werden möchte. Bald erscheint ihr erstes Soloalbum, und gerade hat sie sich im Playboy ausgezogen. Ich weiß nicht, wie ich das finden soll." Lieber Marius. Die Zeit, da eine Tochter erwachsen wird, gehört zur härtesten Zeit im Leben von uns Vätern. Kein Händchenhalten mehr auf dem Weg zur Schule, nur noch wenige Umarmungen. Aber Deine Tochter ist 23. Wenn die jüngste Tochter von Jean Pütz 23 sein wird, dann ist der Pütz schon 97. Und Du bist 61. Da musste auch mal loslassen können. Ist es nicht schön, dass bei Euch alles viel friedlicher ist als bei den Bettencourts, den Joops oder den Sheens? Denk an den Song von Cole Porter: "Wenn ich mir einen Jungen einlade, um mit ihm geräucherten Fisch zu essen, dann genieße ich es, wenn er danach noch mehr haben möchte,... but my heart belongs to daddy". Dieser Satz, Marius, wird Dir Kraft geben. Kopf hoch, Junge. Deine anonymen Väter. Text: Martin Zips
Auch so kann Teen-Spirit riechen: Die Tochter des verstorbenen Nirvana-Sängers Kurt Cobain, gerade volljährig geworden, auch mal aufgewachsen bei Großmutter und Tante, weil Mutter Courtney Love das mit der Erziehung nicht so auf die Reihe bekam (milde ausgedrückt), Erbin von ca. 40 Millionen Dollar, macht ... gar nichts. Doch: Sie erwiderte vor ihrem 18. eine per Web 2.0 von ihrer Mutter losgetretene Verbalkampagne mit den Worten, Mama sei eine "vorpubertäre wilde Katze." Dann machte sie wohl erst mal Urlaub. Jetzt ist sie Musikerin. Heißt es. Die Fachpresse deliriert. Frances wird auf dem Debut-Album der obskuren Band Evelyn Evelyn aber lediglich bei einem Song als eine von 24 "Zufalls"-Sängerinnen aufgeführt. "Stimmspielern" wird das da genannt. Die Musik ist dunkelmunter, die Songs bedeutungstriefend. Vorgetragen von angeblich siamesischen Zwillingen, die unter anderem "drei Lungen" miteinander teilen. Ambitioniert, Frances! Doch man möchte es weder Beitrag noch Karrierestart nennen. Text: Bernd Graff Das Bild zeigt Frances Bean (rechts) mit ihrer Mutter Courtney Love.
Welchen Weg schlägt man als jüngstes Kind dieser Familie ein? Mit einer Mutter, die an einer Überdosis starb? Mit einem Vater, der über den Punkrock zur Schmonzette gelangte (Do they know it's Christmas verdanken wir Bob Geldof), der mal Skandalsänger der Boomtown Rats war, heute aber lieber mit Bono von U2 um den Titel des selbstverliebtesten Weltretters wetteifert? Und mit einer volltätowierten älteren Schwester, der zum Thema Selbstfindung drei Dinge einfallen: Party, Party, Party? Pixie Geldof hat auf diese Familie mit Alkohol, Westwood-Mode und seltsamen Frisuren reagiert. Und nun ihre erste Single angekündigt. Bisherige Musikerfahrung der 20-Jährigen: Die befreundete Sängerin Daisy Dares You lobte ihre Stimme. Und Pixie half dabei, einen Dieb zu fassen, der ihrer Lieblingsband Spindle and Wit eine Gitarre stahl. Der Erfolg kann ihr übrigens egal sein. Denn ob sie nun die Charts sprengt, bei einem Drogenhappening in Las Vegas Lindsay Lohan heiratet oder sich den Union Jack auf die Stirn tätowieren lässt - hören werden wir auf jeden Fall von Pixie. Text: Martin Rolff
Wait a minute, was hat der hier zu suchen? Betrachtet man Mitch Winehouse aber genauer, lernt man, dass er so gekonnt im Schatten seines Sprosses Amy navigiert, wie sonst nur ausgebuffte Rocktöchter. Andere Eltern berühmter Kinder werden größenwahnsinnig oder trunksüchtig - Mitch, 59, weiß immer genau, wo es hingeht. Vielleicht hat es damit zu tun, dass er Londoner Taxifahrer ist. Von denen ist bekannt, dass ihr Hippocampus vergrößert ist: Dieser Teil des Gehirns spielt eine große Rolle für die räumliche Orientierung. Es muss also mit seinem Navigationssystem im Kopf zusammenhängen, dass er zielsicher Kurs auf seinen Erfolg nimmt, während Amy wenig verkehrstüchtig wirkt. Sie vergeigt ihr Comeback auf St. Lucia, er lädt zum TV-Talk ins Taxi. Ihr letztes Album ist vier Jahre her, er hat sein erstes gerade veröffentlicht. Altersgerecht singt er mit wohltemperierter Stimme Jazzklassiker und eigene Songs. So viel Seriosität steckt offenbar an: Unlängst gaben Vater und Tochter zusammen ein Konzert in London. Amy soll nüchtern gewesen sein. Text: Claudia Fromm