Deutsche Literatur:Der wahre Mann trinkt herben Jauchensaft

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Ein düsteres Märchen: Henning Ahrens schickt in seinem neuen Roman "Glantz und Gloria" den Helden auf einen Trip in den deutschen Urschlamm.

Von Christoph Schröder

Provinz war für Henning Ahrens noch nie ein Schimpfwort. Sein Roman "Tiertage" aus dem Jahr 2007 beispielsweise schlug auf wundersame und wunderbare Weise Brücken zwischen der Mensch- und Tierwelt; vereinte die Liebessehnsucht aller Geschöpfe in einem niedersächsischen Kaff zu einem sommerlichen Reigen von Begierde, Einsamkeit und Tod. Andererseits aber ist Ahrens kein Idylliker, kein Verklärer. Aus seinem 2009 erschienenen "Provinzlexikon", einer Art von versponnener Phänomenologie des ländlichen Daseins, ließ sich unter anderem die Erkenntnis ableiten, dass geistige Enge und Verstocktheit nicht zwangsläufige Begleiterscheinungen der Provinz sein müssen, aber durchaus sein können. Anders gesagt: Es gibt keinen bösen Ort, nur eine gefährliche Haltung, die sich in Zäunen und anderen Abgrenzungsmaßnahmen manifestieren kann.

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