Detektivgeschichte:Die Ingwerplätzchen sind weg

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Hannah Peck: Ein Fall für Kate. Mit Volldampf in ein Abenteuer voller Schnurhaare, Schneebesen und Schabernack! Aus dem Englischen von Sylke Hachmeister. Carlsen, 2021. 160 Seiten. 12 Euro. Ab 8 Jahren. (Foto: Verlag)

Kate und ihre Maus ermitteln im Arktis-Express.

Von Heike Nieder

Wir befinden uns in einem eleganten, durch wildes Schneegestöber brausenden Dampfzug, in dem sich ein Verbrechen ereignet hat. Doch nein, glücklicherweise kein Mord. Und nein, der Zug ist auch nicht unterwegs von Istanbul nach Calais, und es ermittelt auch kein kleiner, schnurrbärtiger Belgier namens Hercule Poirot. Dass sich Hannah Peck, die englische Autorin des Kinderbuchs "Ein Fall für Kate", von Agatha Christies "Mord im Orient-Express" hat inspirieren lassen - das ist allerdings offensichtlich. Abgesehen vom Setting und der Tatsache, dass eine Straftat aufgeklärt werden muss, gibt es jedoch mehrere Abweichungen vom Original. Die wichtigste: Es ermittelt kein Privatdetektiv, sondern es recherchieren eine angehende Journalistin und ein Nagetier.

Kate, ihre sprechende Maus Rupert und Kates Vater sind unterwegs in die Arktis. Sie wollen Kates Mutter besuchen, eine berühmte Polarforscherin, die "kurz vor einer wahnsinnig aufregenden Entdeckung über Algen" steht. Zusammen mit ihnen reisen eine Reihe eigenartiger Gestalten: beispielsweise die hagere Madame Maude und ihr mürrischer Kater Master Mimkins, der freundliche, aber deutlich überforderte Schaffner Simon oder die beiden Zwillinge mit den roten Zöpfen, Zoe und Chloe. Als die Pokale von Miss Bonbon, der "betörenden Königin von Balken und Barren", verschwinden und gleich darauf die geliebten Ingwerplätzchen des Schaffners Simon, fasst Kate einen Entschluss. Sie will es ihrem großen Vorbild, der berühmten Reporterin Catherine Rodriguez gleichtun und gemeinsam mit Rupert den Fall aufklären. Dass kurz darauf auch noch die wertvollen Schriftrollen eines russischen Priesters verschwinden, macht die Sache nur noch mysteriöser.

Die Auflösung gegen Ende des Romans ist so fantastisch skurril, wie es sich für ein Buch über einen Dampfzug zu einem rosafarbenen Zielbahnhof in der Arktis gehört. Der Roman wird vom Verlag zwar als Detektivgeschichte angekündigt - und gewiss, die Zutaten für eine solche sind ja auch vorhanden. Doch im Vordergrund stehen eindeutig der humorvolle Erzählstil, die absonderlichen, verrückten Figuren und die völlig unvorhersehbaren Wendungen. Ein Miträtseln, was den Täter angeht, ist somit schwierig. Dennoch werden Achtjährige an dem Roman Spaß haben - auch aufgrund der Illustrationen. Diese stammen ebenfalls von Hannah Peck und bringen die völlig überzeichneten Charaktere des Textes mit gelungenem Federstrich aufs Papier. (ab 8 Jahre)

© SZ vom 08.04.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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