Das wird schön:Jassu Yanis

Lesezeit: 2 min

Griechenlands Ex-Minister kommt - ein Hexameter-Gruß

Von Karl Forster

Jetzt endlich kommt nun nach München

der Mann, der was beibringen möchte.

Er heißt Varoufakis, der Schlaue,

und weiß, wie man viel sagt bar Inhalts.

Die Muffathalle zu füllen, ist Auftrag

und Wunsch der Stadt an der Isar.

Dabei hilft noch einer, der's auch kann, mit Worten, die kunstvoll gedrechselt,

das großstädtisch Volk zu betören,

dabei die Sätze wohl wägend.

Heißt Christian Ude mit Namen,

ist wohl bekannt in den Landen

als einstiger Herrscher der Großstadt,

wie München sich gerne versteht.

Die beiden, sie wollen nun sprechen

von oben herab auf der Bühne,

wie's geht, das simple Regieren

in Zeiten von Not in Europa.

Nicht im Vers so wie hier mit Daktylen

zum Vermaß des großen Homer,

sondern klar und verständlich im Reinen

ohne Reim und dafür mit Verstand.

Der Grieche, ein Nachfahr Odysseus',

des Listigen, so sagte Homer,

kommt anders als der mit dem Schiffe

per Bike von Yamaha, in Leder

gekleidet wie Rocker in Action.

"Europa under construction"

ist Titel des Vortrags des Griechen,

in Englisch natürlich, denn schließlich

hat er verbracht schöne Jahre

in Texas und Engeland.

So ist's eine erste Überraschung,

dass Ude, ein Mann mehr des Deutschen,

den Yanis aus Athen in Englisch

will fragen, was tun mit den Griechen,

die immer noch leiden mit Schulden.

Varoufakis könnt' zeigen den Finger,

den mittleren wie schon so oft.

Doch das wär' ein wenig zu billig

für einen, der Prof. ist in Wirtschaft.

Den Finger, den kann auch der Effe,

der in Paderborn trainiert zweite Liga.

Der Yanis, der ist aber erste,

sonst würde ja Ude nicht kommen,

um mit ihm darüber zu reden,

wie's gehen kann mit all den Beben,

die Europa erschüttern seit Jahren.

Doch ist da ein kleines Problemchen,

denn Yanis, der mag ja viel sprechen,

doch oft war nach so schönen Worten

bei ihm dann gar nichts dahinter.

Hat viel versprochen in Brüssel,

selbst Schäuble wär' fast erlegen

dem Charme des Motorradfahrers.

Hat grad noch gemerkt, was da los ist

im Kopf des schlauen Hellenen,

blieb hart in Wort und in Taten,

was Varoufakis den Job letztlich kostet.

Der zieht also rum um den Globus

zu werben für sein neues Büchlein.

"Time for Chance", so der Titel

der Schrift, mit der er die Länder

der Welt will erretten vom Trauma

mit Börsencrash, Pleiten und Schulden.

Und Christian Ude darf's freuen,

ist er doch Fachmann für Griechisch,

zumindest für Mykonos' Küche,

für Wein, Käs und vollsatte Trauben.

So wird's wohl am Dienstag ganz lustig

und schön, was wir wirklich hoffen.

© SZ vom 09.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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