Jeder der 1500 Zuschauer, die am Dienstagabend die erste Voraufführung von J. K. Rowlings Theaterstück "Harry Potter and the Cursed Child" im Londoner Palace Theatre verließen, bekam einen Anstecker mit der Aufschrift "Bewahrt die Geheimnisse!". Bis zum 30. Juli, dem offiziellen Premierentermin, soll möglichst wenig über die zweiteilige theatrale Fortsetzung der Harry-Potter-Roman nach außen dringen. Bekannt ist nur, dass das Stück 19 Jahre nach dem Ende des letzten Bandes "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" spielt, dass Harry darin ein gestresster Angestellter des Zaubereiministeriums ist und Ehemann und Vater dreier Kinder.
Einige Fans, die dem Preview des ersten Teils beigewohnt hatten, ließen Details durchsickern. Die Inszenierung spielt in einer gotischen Halle, die Zaubereffekte können mit denen der Potter-Filme mithalten. Es geht um ein Artefakt aus Harrys Vergangenheit, und es ist eine lebendige Eule auf der Bühne zu sehen. Allgemein rief die Produktion des Regisseurs John Tiffany Begeisterung hervor. Eine aus Amerika angereiste Zuschauerin sagte der BBC, ihr habe besonders die Figur Scorpius Malfoy gefallen, der Sohn von Harrys altem Gegenspieler Draco. Sowohl Potter-Neulinge als auch eingefleischte Fans kommen offenbar im "Verwunschenen Kind" auf ihre Kosten.
Es ist in Großbritannien unüblich, Voraufführungen zu besprechen, die den Status öffentlicher Proben haben. Zwei britische Zeitungen mogelten sich um die Konvention herum, indem sie in sehr vagen Umschreibungen über den ersten Abend berichteten. So schrieb der Daily Telegraph, die Geschichte sei "eine Ode an die Freundschaft und den Teenager-Außenseiter". Der Daily Mirror befand, vor allem die Kinderschauspieler seien die Stars eines Abends, der "die Dramatik der Bücher und der Filme, viele Lacher und einige fantastische Spezialeffekte" biete. Die Voraufführung des zweiten Teils findet an diesem Donnerstag statt.