Das ist schön:Schoßhundgebete

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Die Frage aller Fragen: Wie besetzt man Daisy im Moshammer-Film?

Von Karl Forster

Es war sicherlich ein Mordsgewese um die Besetzungsliste des Moshammer-Films, von dem diese Woche die Rede war, auch wenn davon nur wenig nach außen drang. Soweit man das von der Ferne und zum jetzigen Zeitpunkt aus betrachten kann, sind hier keine nennenswerten Fehler gemacht worden, auch wenn man sich den Maximilian Brückner als Mosi hätte vorstellen können, der ja spätestens seit "Hindafing" bewiesen hat, dass ihm das Verrückte im Menschen wunderbar liegt.

Über eine Rolle muss man sich, egal, wie weit die Dreharbeiten schon gediehen sind, doch ein paar Gedanken machen: Wie besetzt man Daisy? Moshammers einst allgegenwärtiges Hündchen bedarf ja auch inhaltlicher Deutung, war dieses doch für den Couturier, den Moshammer zu sein gerne vorgab, der er aber nie war, weit mehr als nur ein vierpfotiger Freund und Schoßhund; auch wenn Daisy eben dort gerne ruhte bei den Premieren, denen Moshammer Glanz zu geben versuchte, und so die Gefühlswallungen seines Herrchens bei delikaten Stellen auf der Bühne hautnah mitbekommen haben dürfte. Da wäre zunächst die Geschichte des Yorkshire Terriers im Allgemeinen: Er stammt, wie später Moshammer selber, aus ärmlichen Verhältnissen. Gezüchtet in den heruntergekommenen Vierteln der Industriestädte in der englischen Grafschaft Yorkshire, um Ratten und Mäuse zu jagen. Er erkämpfte sich durch wahren Todesmut bald die Sympathie der Mittelklasse und mendelte sich so im Laufe der Generationen durch zum allseits geliebten Schoßhund. Dazu beigetragen hat sicher auch die Tatsache, dass er, nimmt man den FCI-Standard 86 als Vorlage ( Fédération Cynologique Internationale), maximal 3,2 Kilo wiegen darf, was auf die Dauer einer Show etwa im Deutschen Theater gesehen gar nicht so wenig ist.

Hätte Rudolph Moshammer sich statt dessen einen irischen Wolfshund auserkoren, wären die Premierenbesuche überhaupt problematischer geworden; und in den Rolls Royce hätte ein solcher auch nicht gepasst. Ein Pudel, fünf Nummern kleiner, kam aber schon deshalb nicht in Frage, weil dem seit "Faust eins" der Teufel innewohnen könnte. Und so einer wie Thomas Manns Bauschan? Ja bittschön, ein Mischling! Bei Moshammer? Das geht gar nicht. Und wer weiß, vielleicht hat Daisy zu Hause in der Doppelhaushälfte in Grünwald getan, was in den Genen liegt, also Ratten und Mäuse gejagt. Worauf Herrchen die Kleine auf den Schoß genommen und ihr ins Ohr geflüstert hat: "Daisy, das ist sehr schön!" Mal sehen, ob das so vorkommt im Film.

© SZ vom 29.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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