Das ist schön:Multiple choice mit Beethoven

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Quizfragen, bei denen es keine wirklichen Treffer geben kann

Von Karl Forster

Sie sind eine Seuche. Und ein Indiz dafür, dass viele Medien ihre Kundschaft, ob Leser, Hörer oder Zuschauer, für eine Herde von Volltrotteln hält. Exempel gefällig: "Was braucht man zum Skilanglauf? a: eine Badehose; b: Langlaufski; c: einen Tennisschläger?" Oder: "Boris Becker ist: a: ein Leimener; b: Pornostar; c: Bundeskanzler?" Es sind Quizfragen dieses Standards, die jeden halbwegs vernünftigen Menschen an der Menschheit verzweifeln lassen, weil ja solche Hirnrissigkeiten gerne mit der Aufforderung verknüpft sind, bei der Antwort bitteschön auch Telefonnummer, Email-Adresse und Kontonummer mitzuliefern, was offenbar funktioniert, sonst würde es dies alles gar nicht geben.

So war man mehr als skeptisch, als der Münchner Musiknotenverlag Henle eine neue Urtextausgabe der Beethovenschen Klaviersonaten im Netz mit dem Hinweis bewarb, man lade hiermit auch zu einem Beethoven-Quiz mit zehn "nicht zu ernsten Fragen" ein, um die "Kenntnis über Beethoven und sein Werk" zu beweisen. Weil es, analog zur Lebenserfahrung, dort vielleicht eine Frage geben könnte, ob die "Pathétique" ein Schokokuchen, eine ausgefallene Stellung beim Sex oder eine Beethoven-Sonate sei, klickte man den "Hier"-Button an - und lachte sich wenig später bald halbtot vor Spaß, Freude und der Erkenntnis, dass man, obwohl in Jugendjahren mit dieser "Pathétique" dilettierend, über den Bonner Wahlwiener Beethoven eigentlich viel zu wenig wisse. Hier nur ein Beispiel: Welche technische Erfindung begeisterte den alten Ludwig van Beethoven? a: Ein Gasboiler zur Vorbereitung warmen Badewassers; b: eine Kaffeemaschine mit Dampfdruck; c: die erste elektrische Straßenbahn Wiens vom Michaelerplatz zum Prater; d: ein durch Kurbel höhenverstellbarer Komponierschreibtisch. Es war, natürlich, die Kaffeemaschine.

Man kann dann, ungeachtet falscher oder richtiger Antworten, an einer Art Tombola teilnehmen, in der unter anderem eine Einspielung aller Beethoven-Sonaten von Maurizio Pollini ausgelobt ist. Dessen ungeachtet möchte man den Verlag gerne zu weiteren Spielchen animieren. Wie wär's mit einem Quiz mit Mozarts frivolsten Sprüchen? Mit den Lieblingsweinen von Franz Schubert vielleicht. Oder mit Franz Liszt und rund um die Frage, warum er sich einen Hund anschaffte. Auch was Frédéric Chopin auf "Malle" trieb, könnte man hier verarbeiten. Und wollte man sich gar den Geheimnissen so manchen Pop-Idols quiztechnisch nähern, wäre Henle zwar wohl der falsche Verlag, könnte aber beratend tätig werden. Zum Beispiel, aus welcher Stadt Jimi Hendrix eine Postkarte an seinen Dad in Seattle schickte. Mit falscher Adresse. Wäre das schön! Übrigens: Es war München.

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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