Das ist schön:Ein Mann von Welt

Lesezeit: 2 min

Der frühere Ministerpräsident Edmund Stoiber liebt das Tanzen

Von Karl Forster

"Se vuol ballare, Signor Contino, il chitarrino le suonerò, sì. . ." Es ist dies nun kein Tanzlied, sondern ein Lied über den Tanz als ganz besondere Form des Duells. "Will der Herr Graf ein Tänzchen nun wagen, mag er's mir sagen, ich spiel' ihm auf", singt Figaro in der Oper von Mozart. Und er meint es nicht ganz so freundlich, wie der Dreivierteltakt, in dem die Arie gesetzt ist, es vermuten ließe. Weil der "Herr Graf" nämlich Figaros Verlobter Susanna hinterher steigt.

Nun ist der Tanz an sich ja auch eine Art Kampf, spielerisch vielleicht, aber oft darauf angelegt, den Partner, die Partnerin, so zu beeindrucken, dass die tanzbedingte körperliche Nähe nach Verklingen der Musik irgendeine Art von Fortsetzung erfährt. Vorausgesetzt natürlich, es handelt sich wirklich um Tanz und nicht um das Gehampel und Kopfgeschüttle, wenn David Guetta oder DJ Hell den Rhythmus vorgeben. Ein Meister, also ein echt gelernter Tänzer, ist Bayerns einstiger Ministerpräsident Edmund Stoiber, auch wenn dies nun einige verblüffen mag. Weil er nicht unbedingt aussieht wie Patrick Swayze, was insofern wiederum nicht notwendig ist, weil Stoiber, wenn er tanzt, nicht so tanzt, dass man dabei an "Dirty Dancing" denken müsste. Bei genauerer Betrachtung der Stoiberschen Walzerschritte stellt man fest, dass es sich bei diesem Stil eher um eine Art Vertikaltanz handelt. Statt mit Karin weite Kreise auf dem Parkett zu ziehen, scheint er beim "eins, zwei, drei" eher in die Luft zu springen. Aber Karin kennt das schon und zieht die Füße weg bei der Landung des Gatten.

Nun hat Stoiber dieser Tage dem Tanz auch verbal eine Bresche geschlagen, und zwar beim Filmball. Er sei, gestand er der Nachrichtenagentur dpa, ein leidenschaftlicher Tänzer und gebe deshalb gerne einen Tipp weiter: viel Übung! Er erinnerte dabei an seinen ersten Tanzkurs "vor anno Tobak", erzählte von der innerfamiliären Tanzeslust und reflektierte zweisprachig: "Dann bleibst du natürlich immer on top und up to date."

Edmund Stoiber und Sigmar Gabriel tauschten im Bayerischen Hof dann auch mal die Partnerinnen, weil Tanzen ja eine durch und durch überparteiliche Angelegenheit sein soll; wobei den Frauen allerdings erhebliche Anpassungsfähigkeit abverlangt wurde; schließlich sind beide Herren bekannt dafür, beim Führen keinen Widerspruch zu dulden. Stoiber erinnerte dann noch an seine aktive Ministerpräsidenten-Zeit, als er "auf bestimmten Bällen die Staatsregierung vertreten" habe müssen, wobei er dann aber fröhlich "die Pflicht zur Kür gemacht" habe. Ein Mann von Welt auch auf dem Tanzparkett. Und das ist schön. Mal sehen, was da noch kommt.

© SZ vom 27.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: