Computerspiel: "FIFA Street":Mit Ballack auf dem Hinterhof

Lesezeit: 2 min

Die deutschen Nationalspieler als Straßenfußballer? Dribbelnd und zaubernd auf Asphalt? Gibt's nicht! Gibt's doch, zumindest am Computer. Wenn doch die WM auch virtuell wäre...

Jürgen Schmieder

Es ist schon ulkig, sich einen deutschen Profi als Straßenfußballer vorzustellen - Mehmet Scholl einmal ausgenommen. Michael Ballack, wie er auf einem New Yorker Hinterhof in zerrissenem Shirt mit Schwiegersohn-Kollege David Beckham um einen verlotterten Ball kämpft. Wie Jens Lehmann auf knüppelhartem Geläuf nach diesem Ball hechtet oder Kevin Kuranyi zu einer Asphalt-Grätsche ansetzt.

Aber dafür gibt es ja die virtuelle Welt - sie lässt einen Dinge sehen und tun, die in der Realität so nicht vorkommen. In "FIFA Street 2" von Electronic Arts werden aus Hochglanzfußballern wieder Hinterhofkicker.

Charmante Hofkicker

Das macht den Charme des alternativen Fußballspiels aus: In den gewöhnlichen Simulationen "FIFA 2006" und "Pro Evolution Soccer" sind auch Taktik- und Management-Funktionen integriert, es werden die gängigen Turniere mit den offiziellen Vereinen ausgespielt. Immer elf gegen elf, immer in vollen Stadien, immer auf grünstem Rasen. Das ist höchst amüsant, zugegeben, aber auch die Bolzplatzversion verfügt über einen hohen Spaßfaktor.

Denn wo die Gesetze der Realität sowieso ausgehebelt sind, bleibt viel Platz für Spinnereien und Kreativität. Taktik und ergebnisorientiertes Spiel wird über den Haufen geworfen, es kommen die Elemente des Fußballs zur Geltung, die sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen Verzückung hervorrufen, nämlich technische Kabinettstückchen. Der zehnfache Übersteiger etwa, Hakentricks über Bande oder elegante Handstand-Fallrückzieher.

Das Gameplay ist an die Basketballversion "NBA Street" angelehnt. Es spielen immer drei gegen drei, ohne Seitenlinien oder sonstigen Schnickschnack. Den hat sich EA aufgehoben für die Bewegungen der Spieler.

Da wuselt sich Michael Ballack zuerst wie ein tasmanischer Teufel auf Speed durchs Spielfeld, ehe er sich in einen menschlichen Kreisel verwandelt und so die Gegner verwirrt. Dann wird der Torhüter durch eine kleine Provokation verwirrt, Ballack nutzt die Chance, lupft den Ball in Rummenigge-Manier auf den Kopf nickt ihn locker ein.

Dazu passt auch der Sound, der ebenfalls in Anlehnung an die Basketball-Version gestaltet wurde. Lockere Beats, coole Klänge. Is' eben nicht im Stadion, wo "Hände zum Himmel", "Viva Colonia" und "Lebenslang grün-weiß" aus den Lautsprechern schallen. Auf'm Boltzplatz musste eben cool sein, sonst fliegste raus.

So liegt der Spaß bei "FIFA Street" tatsächlich weniger darin, mit Ronaldinho oder Alessandro Del Piero zu zaubern. Die können das auch in der Realität. Lieber übt man mit den Vertretern der deutschen Nationalelf technische Finessen.

Und hofft insgeheim, dass die Weltmeisterschaft vielleicht doch am Computer ausgetragen wird...

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: