Niemand lese bei klarem Verstand Gedichte, hat Charles Simic einmal geschrieben. Kindern Hass auf die Schule beizubringen und sie an dem Tag vor Freude hüpfen zu lassen, an dem sie kein Gedicht mehr sehen müssen, sei ihr einziger Zweck. Zur Begründung entwickelt er ironisch eine historische Perspektive. Solange die Dichtenden Stammesgötter und Helden priesen, seien sie geduldet worden, seit sie sich aber vor allem mit sich selbst beschäftigten, habe niemand mehr Lust auf Verse: "Dieses ganze Zeug übers Verliebtsein, Schmusen und Abschiednehmenmüssen bei Tagesanbruch und Hahnenschrei ist bestenfalls lächerlich."
Zum Tod von Charles Simic:Der Gott der kleinen Dinge
Lesezeit: 3 min
"Alles soll einfach sein": Charles Simic 2016 in Berlin.
(Foto: imago/gezett)Charles Simic kam in Belgrad zur Welt und wurde einer der großen Dichter Amerikas. Jetzt ist er im Alter von 84 Jahren gestorben. Ein Nachruf.
Von Nico Bleutge
SZ-Plus-Abonnenten lesen auch:
Psychische Erkrankungen
Wie sich eine Depression äußern kann
Sternenkinder
Die Wochen mit Jonathan
GPT-4
Die Maschine schwingt sich zum Schöpfer auf
Arbeit
Schluss mit dem Kaputtmachen!
Zähne und Zeitgeist
Generation Beißschiene