Buchcover-Kunst:Dieter Roelstraetes "Kleine Welt"

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(Foto: Paul Klee/gemeinfrei)

Von Catrin Lorch

Die Ausstellung ist handlich: Dieter Roelstraete, Kunsthistoriker und Kurator, hat sie in ein Buch verlegt. Unter dem Titel "Kleine Welt" zeigt er eine eigenartige Sammlung von Büchern. Sie eint, dass auf ihren Titeln ein Werk von Paul Klee abgebildet ist. Allerdings handelt es sich nicht um Kataloge oder Bücher, die dem Werk von Paul Klee gelten, sondern um Sachbücher, theoretische Schriften, Literatur. "Immer wenn ich meine Bibliothek ein- und wieder auspacke fällt mir auf, wie viele davon einen Paul Klee abbilden. Vor allem im Bereich der Philosophie und Theorie des Zwanzigsten Jahrhundert", schreibt Roelstraete im Vorwort. "Und immer dieselben. Was genau treibt diese Wahl an. Warum Klee?"

Nach ein paar Seiten Blättern will man ihm unbedingt zustimmen. Die Buchtitel werden nämlich abgebildet wie Ausstellungsstücke - und es ist eine überraschende Reihe geworden. Die Zeichnung "Angelus novus", die früh von Walther Benjamin aufgegriffen wurde, ziert inzwischen Titel wie "Deutsche Philosophie im Zwanzigsten Jahrhundert" oder "Derrida und die Frankfurter Schule", außerdem Didier Fassins "Life" und ein Standardwerk über Jüdische Theologie.

Die Verbindungen zwischen Motiv und Inhalt des Buchs scheinen durchweg lose - "Hauptweg und Nebenwege", eine in zarten, warmen Tönen gefärbte, fast abstrakte Komposition, soll gleichermaßen zu David Helds "Einführung in die Kritische Theorie" passen, wie zu William Roches "Why Choose the Liberal Arts". Dieter Roelstraete gibt im Begleittext zu, er habe einige Werke seiner Sammlung nur aus dem Grund gekauft, dass sie Werke Paul Klees zeigen. Aber "Kleine Welt" macht deutlich, dass Buchgestalter nicht unbedingt originell sind, wenn es ums Verwenden von Kunst-Motiven geht. Denn der Appendix ist eine Sammlung von Covern, die mit Caspar David Friedrichs "Wanderer über dem Nebelmeer" illustriert sind, darunter gleich drei Ausgaben von Nietzsche ("Ecce Homo", "Zarathustra" und "Wille zur Macht") - aber auch eine Einführung in Thomas Manns Zauberberg, Terry Eagletons Klassiker "Ästhetik" und Mary Shelleys "Frankenstein".

© SZ vom 22.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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