Briefe:Anchovypaste gegen Kater

Von Meredith Haaf

Dass die große politische Intellektuelle des 20. Jahrhunderts auch eine ungewöhnlich kommunikative und menschlich interessierte Frau war, ist bekannt. Die Briefe, die Arendt mit Frauen wie Anne Weil, Hilde Fränkel oder Charlotte Beradt austauschte, sind faszinierend zu lesen. Fast all diese Frauen waren in irgendeiner Form durch den Nationalsozialismus beschädigt oder beeinträchtigt. Es geht um komplizierte Männer und Schmerzmittel-Exzesse, um den Antisemitismus im Nachkriegsdeutschland und "Anchovypaste gegen Kater", es geht oft um Bücher, manchmal um Kleidung und natürlich um andere Leute. Vor allem geht es immer wieder um Freude und Liebe zueinander. Alle Spielformen, Spannungen und Spezialitäten der Freundinnenschaft sind hier versammelt. Und Arendt erblüht durch die Augen der ihr zugeneigten Frauen als geistig-gefühlvolle Ausnahmeerscheinung.

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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