Bilderbuch:Der rote Sonnenschirm

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Das kleine Mädchen erlebt einen Strand- und Badetag. Die Bilder erzählen, was es alles zu entdecken gibt, und fast hätte es sich verlaufen, zwischen all den vielen Leuten.

Von Roswitha Budeus-Budde

Ein kleines Mädchen mit roter Badehose steht am Strand, vor dem Loch im Sand, das es morgens schon gebuddelt hat, als es mit den Eltern zum Baden gekommen ist. Gerade ist es von einem längeren Ausflug zwischen all den vielen Strandgästen zurück, und hat nach einer Schrecksekunde die Eltern wieder entdeckt, die schon nach ihm rufen. "Ich bekomme ein Käsebrötchen, und niemand ist mir böse. Sie haben es nicht einmal gemerkt." Der rote Sonnenschirm steht da wie ein Leuchtturm, der ihm immer gezeigt hat, wo die Eltern in diesem sommerlichen Badegewimmel zu finden sind. Das hier, wie in einem Skizzenbuch, ohne viel Text abgebildet wird. Die kolorierten Bleistiftzeichnungen beobachten und begleiten es bei dieser Wanderung, und gleichzeitig erklärt das Mädchen dem Betrachter, was es erlebt hat an diesem Tag, auf den es sich schon freute: beim Tauchen, beim Schlauchbootfahren, beim Sandbauen, "alleine Pommes kaufen gehen", und auch welche Gesichter die Menschen wohl machen, die in das verdeckte Sandloch treten. Die Gestaltung der Seiten folgen dem Blick des Kindes. Einmal beobachtet es eine ganze Strandszene: "Manche sind allein da und haben sich einen ruhigen Platz gesucht. Andere sind zusammen faul." Oder es werden nur Ausschnitte gezeichnet, wenn das Mädchen über die vielen unterschiedlichen Popos und Bäuche oder Beine nachdenkt oder die Boote auf dem Wasser beobachtet.

Diese sommerlichen Bilder erzählen aber bei genauer Betrachtung auch selbst kleine Geschichten, die das Mädchen beobachtet, aber nicht kommentiert, und die der Betrachter entdecken muss. So wird gar nichts über den Jungen gesagt, der die Familie des Mädchens mit seiner Mutter zum Strand begleitet. Und der immer abseits sitzt. Was geschieht mit ihm an diesem Tag? Jeder Strandtag hat ein Ende, das zählt für das Kind zu den Dingen, die nicht so schön sind, genauso, wie sich "eincremen lassen, aufpassen, das du die Nachbarn nicht störst, oder die Frau vom letzten Jahr treffen und zeigen, wie groß du geworden bist". (ab 3)

Susanna Mattiangeli, Vessela Nikolova: Ein Strandtag. Bohem Verlag, Zürich 2020. 34 Seiten, 15 Euro.

© SZ vom 31.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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