Bernhard Schlink:Männer sind schon als Baby blau

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Der Jurist und Autor Bernhard Schlink weiß, wie man Bestseller schreibt. Sein neuer Roman "Olga" füllt die Biografie einer Frau mit dem Stoff der deutschen Zeitgeschichte. Das ist arg bekömmlich.

Von Helmut Böttiger

Diesem Buch nähert man sich am besten, indem man das Wesen eines Bestsellers zu ergründen versucht. Natürlich geht es dabei in erster Linie um den Stoff, und Bernhard Schlink hat das mit seinem Welterfolg "Der Vorleser" von 1995 eindringlich vorgeführt. Der Nationalsozialismus, der von allen möglichen deutschen Themen international lange am gefragtesten war, wurde da prickelnd und perlend mit Erotik verbunden - eine ideale Doppelquote, in der Verfilmung stand dafür Kate Winslet gerade. In Schlinks Roman "Olga", der nun das Jahr 2018 einläutet, weist bereits der Titel darauf hin, dass alles auf eine einzelne Frauenfigur zugeschrieben ist, und an dieser Olga Rinke ist tatsächlich alles geradlinig, sympathisch, nachvollziehbar und symbolisch aufzuladen. Ein deutsches Frauenschicksal, verfolgt durch die einzelnen Phasen der Geschichte vom Kaiserreich über die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus bis hin zur Situation einer Vertriebenen in der Bundesrepublik. Olga ist immer integer, die Männer sind es nicht.

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