Berliner Wohnungsgeschichte:Beletage

(Foto: lmue)

Von Lothar Müller

Es ist nur ein Zimmer, parterre, erster Hof links. Aber darin steckt die Geschichte einer ganzen Beletage. Man sieht ihren Grundriss, ihre Bewohner. Im Zentrum der Damenschneider Gustav Herfort und seine Familie, die Nachbarn, Hakenkreuzfahnen und Hausbesetzer. Das Wohn- und Speichereigebäude in Berlin-Schöneberg wurde 1909/10 errichtet. Nicht einer der großen Erschließungsunternehmer war Bauherr, sondern der Spediteur Eugen Marzillier, ein Mann mit hugenottischen Wurzeln. Der Architekt Ernst Rossius-Rhyn konnte nicht nur Villen, er konnte auch die Einheit von Wohnen und Gewerbe. Bis heute ist das Gebäude im Besitz der Familie. Aus Privatarchiven und Erzählungen der Bewohner ist die ungewöhnliche Kabinettausstellung "Beletage" des Architekturfotografen André Kirchner und des Ethnologen Ulrich Sanner hervorgegangen ("Eine Schöneberger Wohnungsgeschichte 1910-2020". Berlin, Grunewaldstraße 15, b is 8. August: www.andrekirchner.de). Häuser speichern Geschichte.

© SZ vom 25.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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