Beatles Alben remastered:Verjüngte Pilzkultur

Lesezeit: 2 min

Vier begehrte Männer, vier Jahre Arbeit: Die Alben der Beatles erscheinen in digitaler Neuauflage. Die Plattenfirma hofft auf eine neue Beatlemania.

Alte Songs - neuer Sound: Rund 40 Jahre nachdem die Beatles ihre letzte Musik aufnahmen, erscheint an diesem Mittwoch ihr gesamtes Werk digital aufgefrischt. Der Effekt ist frappierend und manchmal auch verstörend. Die Musik klingt klarer, sauberer, schärfer. Besonders gut tat die Verjüngungskur späteren Alben wie "Abbey Road" mit ihrer Vielfalt an verschiedenen Instrumenten. Auf den frühen Platten wie "A Hard Day's Night" sind nun auch einzelne Stimmen und Melodien viel deutlicher zu hören - doch hier könnten eingefleischte Fans auch den ihnen vertrauten Sound-Wust vermissen.

CD-Ausgaben noch im Jahr 1987 von analog zu digital gewandelt

Im Gegensatz zu einigen vorherigen Beatles-Neuerscheinungen wie zuletzt dem Cirque-du-Soleil-Projekt "Love" wurden die Songs nicht neu abgemischt. Fünf Toningenieure kümmerten sich lediglich darum, die analogen Master-Tonbänder mit moderner Technik neu zu digitalisieren. Dabei nahmen sie höchstens kosmetische Änderungen vor, wie zum Beispiel störende Geräusche zu entfernen, oder die Equalizer-Einstellungen zu verändern. Die aktuellen CD-Ausgaben waren noch im Jahr 1987 von analog zu digital gewandelt worden, die Fan-Gemeinde beschwerte sich seit Jahren über schlechten Sound und wartete auf die Remasters.

Die Arbeit an der Neuauflage von 14 Alben, die nun einzeln und auch als Sammelbox auf den Markt kommen, dauerte vier Jahre. Nicht durchgehend, mit Unterbrechungen, wie Projektleiter Allan Rouse betont. Die reine Arbeitszeit pro Album habe um die zwei Wochen betragen. Wichtig sei gewesen, vorher grundsätzliche Entscheidungen zu treffen: Welche Technik kommt zum Einsatz, welche Geräusche kommen weg und welche bleiben erhalten.

"Wir wollten so nahe wie möglich am Original bleiben", sagt Sound- Ingenieur Steve Rooke. So wurde beschlossen, dass nur technische Fehlgeräusche herausgefiltert werden sollen, aber zum Beispiel der quietschende Stuhl am Ende von "A Day In The Life" weiter zu hören ist - und zwar deutlicher denn je. Um den "warmen analogen Sound" zu erhalten, wurde zwischen die modernen Digital-Geräte auch Studiotechnik aus den 70er Jahren geschaltet. Besonders viel Arbeit habe "I'm The Walrus" wegen der komplexen Struktur des Songs gemacht, sagt Rooke.

Die beiden letzten lebenden Beatles, Paul McCartney und Ringo Starr, waren nicht an der Arbeit beteiligt, bekamen aber zur Endabnahme die fertigen CDs. Auch der legendäre Beatles-Produzent George Martin blieb unter Hinweis auf seine fortgeschrittenen Gehörschäden dem Tonstudio fern. Der kriselnde Musik-Konzern EMI, der mit den aufgefrischten Klassikern gewissermaßen sein letztes bedeutendes Tafelsilber auf den Markt wirft, hofft nun auf einen neuen Ausbruch der Beatlemania und klingelnde Kassen. Das britische Traditionsunternehmen hat dies auch bitter nötig: Es leidet schwer unter dem Rückgang der CD-Verkäufe, verlor Stars wie die Rolling Stones und Paul McCartney, hohe Schulden kommen belastend dazu.

Vielleicht ist in Zeiten von Musik-Piraterie und Wirtschaftskrise wenigstens auf die Beatles-Fans Verlass: So erreichte die fast 200 Euro teure CD-Box beim Online-Händler Amazon.de allein mit Vorbestellungen Platz 2 in der Bestseller-Liste. Für die harten Fans gibt es auch eine zweite Box, auf der nur Mono-Aufnahmen sind. Und um die jüngere Generation einzubinden, erscheint zeitgleich eine Version des Konsolenspiels "Rockband", bei der man Beatles-Songs nachspielen kann.

© sueddeutsche.de/dpa/Andrej Sokolow/jebe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: