BBC: Telefonstreich:Was er alles nicht über Sex wissen wollte

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Aufregung um einen Telefonstreich: Der Komiker Russell Brand belästigt einen Schauspieler mit Details über Sex mit dessen Enkelin und wird suspendiert.

A. Menden

Die britischen Medien lechzen nach Themen, die nichts mit der seit Wochen die Schlagzeilen dominierenden Finanzmisere zu tun haben. Anders ist es kaum zu erklären, dass es ein Telefonstreich in England zur Topstory gebracht hat.

Telefonieren gerne mal länger: Russell Brand und Jonathan Ross. (Foto: Foto: Getty Images)

Anlass der Aufregung sind ein paar obszöne Bemerkungen, die der Komiker Russell Brand am 18. Oktober während seiner BBC-Radio-Sendung auf dem Anrufbeantworter des Schauspielers Andrew Sachs hinterließ. Nachdem ein geplantes Telefoninterview mit Sachs nicht zustande gekommen war, hatte Brand gemeinsam mit seinem Gast, dem Talkshow-Moderator Jonathan Ross, eine Reihe von zunehmend anstößigen Nachrichten bei dem 78-Jährigen Darsteller hinterlassen. Sachs spielte in der Comedy-Serie "Fawlty Towers" den schusseligen Kellner Manuel.

Ross teilte Sachs unter anderem mit, Brand habe seine "Enkelin gefickt". Russell Brand, der tatsächlich eine kurze Affäre mit der besagten Enkelin Georgina Baillie hatte, erklärte, der Sex habe "mit ihrem Einverständnis stattgefunden" und sie habe dabei auch "nicht menstruiert". Zudem spekulierte Brand, Sachs werde möglicherweise Selbstmord begehen, wenn er die Nachrichten abhöre.

Nach mehr als 10.000 Hörerbeschwerden, hervorgerufen durch die anhaltende mediale Aufmerksamkeit, wächst nun der öffentliche Druck auf die BBC, angemessen auf den Vorfall zu reagieren. Sowohl Premierminister Gordon Brown als auch der konservative Oppositionsführer David Cameron haben das Verhalten der Moderatoren als "inakzeptabel" bezeichnet.

Georgina Baillie fordert die Entlassung Brands, der ihren Großvater "sehr verletzt" habe. Die BBC hat eine Untersuchung angekündigt, die feststellen soll, wie die aufgezeichnete Sendung in dieser Form ausgestrahlt werden konnte. Sowohl Brand als auch Ross haben sich mittlerweile schriftlich bei Andrew Sachs entschuldigt. Dieser antwortete auf die Frage, ob er ihnen vergeben habe: "Es ist Gott, der vergibt."

Russell Brand ist wegen seines tabusprengenden Humors ebenso berüchtigt wie wegen seiner früheren Heroin- und Sex-Exzesse. Sein Job bei der BBC scheint nun auf der Kippe zu stehen, genau wie der von Jonathan Ross. Ross, der neben einer Radio-Sendung auch eine sehr erfolgreiche TV-Chat-Show moderiert, ist für seine Frechheit im Umgang mit Prominenten bekannt, die er allerdings meist durch persönlichen Charme wettzumachen versteht.

Ein jüngst von ihm veröffentlichtes Buch trägt den Titel "Why do I say these things?" ("Warum sage ich immer solche Sachen?"). Diese Frage dürfte Ross sich auch jetzt wieder stellen. Sein 7,5-Millionen-Euro-Vertrag mit der BBC läuft demnächst aus. Es ist fraglich, ob er unter den gegebenen Umständen verlängert wird.

Bis zur Klärung der Ereignisse hat der Sender sowohl Russell Brand als auch Jonathan Ross suspendiert. Ihre Sendungen werden somit zumindest diese Woche nicht ausgestrahlt.

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