Bayernpartie:Aufblühen in Oberbayern

Lesezeit: 1 min

Magisches Leuchten: Heinrich Campendonks Hinterglasbild "Stillleben mit Fischglas, Spielkarten und Vase" aus dem Jahr 1926. (Foto: Simone Bretz, VG Bildkunst 2016)

Die Campendonk-Ausstellung im Museum Penzberg wurde überarbeitet

Von Sabine Reithmaier

So viel Interesse hätte sich Heinrich Campendonk bestimmt gewünscht. Vermutlich aber wagte der fast 22-jährige Krefelder davon nicht einmal zu träumen, als er im Oktober 1911 seine Reise nach Oberbayern antrat. Am Bahnhof in Penzberg empfing den mageren, von Existenzängsten geplagten Maler damals nur Franz Marc. Als dagegen heuer im Juni das eigens wegen der Campendonk-Sammlung erweiterte Penzberger Museum wieder öffnete, stürmten allein am ersten Wochenende 2000 Besucher das Haus, um die Werke des jüngsten Blauen Reiters zu sehen. Knapp 6000 folgten seither.

Eigentlich gäbe es also noch gar keinen Grund, die erfolgreiche erste Ausstellung, die einen Überblick über das Gesamtwerk bietet, zu überarbeiten. Aber die lichtempfindlichen Aquarelle und Tuschpinselzeichnungen mussten nach drei Monaten zurück ins Depot, nachgerückt sind 50 ebenfalls sehr sehenswerte Arbeiten aus der Sammlung. Nicht zu vergessen zwei hinreißende, leuchtende Hinterglasbilder, die bereits einen kleinen Vorgeschmack auf die geplante Ausstellung im Januar geben.

Kaum hatte er sich in Sindelsdorf bei den Marcs etwas eingelebt, begann Campendonk sich mit Hinterglasmalerei zu beschäftigen. Das taten zwar fast alle Mitglieder des Blauen Reiters, auch weil zu ihrem Selbstverständnis die Auseinandersetzung mit der Volkskunst gehörte. Doch keiner von ihnen beschäftigte sich so intensiv und langanhaltend mit dieser Technik wie Campendonk, den die Ausdrucksmöglichkeiten faszinierten. Das eigentümlich aus sich heraus leuchtende Stillleben mit Fischglas, Blume und Spielkarten aus dem Jahr 1926 hatte er ursprünglich, eingelassen in eine Wand, für ein Duisburger Hotel geschaffen.

Neu ist auch ein Selbstporträt, das ihn 1909 zeigt. Ein junger Mann mit weit aufgerissenen Augen, das Gesicht eingefallen, aber - auch das signalisiert die Stilisierung - zweifelsfrei überzeugt, ein Künstler zu sein, auch wenn der Weg gegen den Willen der Eltern schwierig war. In Sindelsdorf blühte er richtig auf, gestützt durch die Ermutigung Marcs, Mackes und Kandinskys. Und durch Adda Deichmann, seine spätere Frau, der er zauberhaft gestaltete Postkarten schrieb.

Die Räume im Obergeschoss sind thematisch geprägt. In einem dominieren Kreuzigungsdarstellungen, in einem anderen Tuschpinselzeichnungen mit Radlern, die schon damals in Oberbayern unterwegs waren. Ein weiterer Raum widmet sich Holzschnitten aus den Zwanzigerjahren, denen der Druck auf dünnem Japanpapier eine nahezu dreidimensionale Wirkung verleiht.

Campendonk im Blick, Teil 2, bis 31. 12., Mi bis So 10-17 Uhr, Do bis 20 Uhr, Museum Penzberg - Sammlung Campendonk

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: