Barbra Streisand in Berlin:"Danke, dass Ihr gewartet habt!"

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Seit 47 Jahren gibt sie Konzerte, nur nach Deutschland kam sie nie. Nun ist Barbra Streisand in Berlin aufgetreten. Die Diva schwärmte von der Hauptstadt - und von Döner und Currywurst.

Sie hat sich lange Zeit gelassen, aber die Fans sind ihr dennoch treu geblieben. Erstmals in ihrer 47-jährigen Karriere trat US-Sängerin Barbra Streisand am Samstagabend in Deutschland auf. "Danke, dass Ihr auf mich gewartet habt", rief die 65-jährige Diva dem begeisterten Publikum in der fast ausverkauften Berliner Waldbühne zu. "Ich kann gar nicht glauben, dass es so lange gedauert hat, bis ich hierher gekommen bin. Es war wirklich Zeit."

Fast allerdings wäre Streisand zu spät gekommen: "Berlin ist eine Stadt voller Kultur, Schönheit und Desserts!", schwärmte sie ihren 18.000 Fans in der Freilicht-Arena vor. Pfannkuchen, Bouletten und natürlich die berühmte Currywurst habe sie unbedingt probieren müssen. Für einen Spaziergang im historischen Zentrum der Hauptstadt reichte die Zeit dann nicht mehr.

Küsschen für Hündchen

Damit die "süße Barbra", nach der Show gleich weiter deutsches Naschwerk probieren kann, überreichte ihr ihr mitgereister Ehemann James Brolin am Ende eine große Torte. An diesem Sonntag, am 1. Juli, sei nämlich ihr "Geburtstag", sagte die Künstlerin und meinte damit offenbar ihren 9. Hochzeitstag mit dem US-Schauspieler. Auch ihren kleinen, weißen Hund - "mein haariges Kind" - holte sie noch auf die Bühne, wo das Tier der Sängerin feuchte Küsschen gab.

Vorher bot Streisand aber alles, was ihre sensationelle Karriere ausmacht: Swing, Big Band und Filmmusik, Musical- und Broadwaysongs. Die Stimme etwas dunkler als früher, aber immer noch voller Strahlkraft zog Streisand die Zuhörer in ihren Bann. Viele hingen förmlich an ihren Lippen, als sie Lieder aus dem Film- und Broadway-Erfolg "Funny Girl" anstimmte, für den sie 1968 einen Oscar erhielt. "Funny Girl" wird immer ein bedeutender Teil meines Lebens sein", sagte Streisand, die sich in tief ausgeschnittener schwarzer Robe zeitlos elegant zeigte.

Erste Pause nach zwanzig Minuten

Bei "People", "Somewhere" oder "The Way We Were" schwelgte das Publikum in großen Gefühlen, die Streisand meisterhaft hervorlockte - ohne je in Kitsch abzugleiten. "Papa, Can You Hear Me" aus ihrem Film "Yentl" widmete sie ihrem früh verstorbenen Vater und allen Vätern der Welt. "Ihr wisst ja schon bevor ich anfange, was ich singen werde", meinte Streisand berührt, als die aus ganz Deutschland angereisten Fans schon bei den ersten Takten mitgingen. Für opulenten Sound sorgte das 58-köpfige Orchester, das Streisand begleitete.

Wie es nur einem ganz großen Star gebührt, machte sich Streisand immer wieder rar. Bereits nach gut 20 Minuten zog sie sich zu einer längeren Umkleidepause zurück, in der ihre vier Background-Sänger das Publikum unterhielten. Dass sie nicht mehr die Allerjüngste ist, damit kokettierte die Sängerin - packte zum Beispiel die Brille aus, bevor sie sich an den Flügel setzte.

Streisand hat mehr Platten als die Beatles verkauft und ist doch ein meist ö ffentlichkeitsscheuer, in seinem Engagement für die US-Demokraten allerdings vehement politisch argumentierender Star. Nach zwölfjähriger Tourneepause gab die gebürtige New Yorkerin im Herbst 2006 erstmals wieder Konzerte in den USA. In Zürich startete vor zwei Wochen dann ihre erste Europatournee. Lediglich in London trat die nach eigener Aussage von Lampenfieber geplagte Sängerin in den Neunziger Jahren einmal auf.

Karriere begann auf dem Broadway

Streisands Karriere begann in den 60er Jahren in Nachtclubs und Broadway-Revuen. In ärmlichen jüdisch-orthodoxen Verhältnissen in Brooklyn aufgewachsen, riet ihre Mutter dem Mädchen mit der großen Nase angeblich von einer Bühnenkarriere ab. Doch bereits für ihr erstes Album erhielt Streisand 1963 mehrere Grammys.

Das Berliner Konzert war auch in anderer Hinsicht etwas Besonderes: Streisand, die laut Gerüchten wegen des Holocausts nie in Deutschland gastieren wollte, sang nun ausgerechnet in der von den Nazis anlässlich der Olympischen Spiele 1936 erbauten Freilichtbühne.

Anders als in Italien gab es in Deutschland nur milde Kritik an den extrem hohen Kartenpreisen - zwischen 114 und 555 Euro - für die Show. Ihr ursprünglich geplantes Auftaktkonzert in Rom wurde nach Protesten abgesagt und nach Zürich verlegt.

Weitere Konzerte gibt Streisand in Stockholm (4. Juli), Manchester (10. Juli), Dublin (14. Juli) und London (18./22./25. Juli).

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