Banksy-Gemälde:Braune Banane, gelbe Banane

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Jetzt haben wir dieses Affentheater: das Londoner Unterhaus in der Version des Künstlers Banksy. (Foto: Sotheby's/ddp images/Ferrari Press)

Wer hat Banksys Gemälde von Schimpansen im britischen Parlament verändert?

Von Nora Voit

Im britischen Unterhaus debattieren Menschenaffen. So hat es der Street-Art-Künstler Banksy 2009 gemalt. Heute, nach Monaten zermürbender Brexit-Verhandlungen, erscheint "Devolved Parliament", so heißt das imposante Wimmelbild, noch eindrucksvoller als damals. Eine Allegorie auf die Absurditäten im britischen Parlament, eine visionäre Leinwandsatire auf den Untergang Großbritanniens, ein Destillat des Brexit-Dramas, finden Experten.

Am dritten Oktober wird das Gemälde im britischen Auktionshaus Sotheby's versteigert - nur zwei Kilometer entfernt vom House of Commons. Für knapp zwei Millionen Pfund soll es den Besitzer wechseln: für einen Banksy ungewöhnlich viel Geld, aber auch ungewöhnlich wenig Skandal. Bis jetzt.

"Has Banksy Monkeyed Around With His Parliament of Chimps?", fragt nun die New York Times , hat Banksy mit seinem Schimpansen-Parlament herumgealbert, und präsentiert eine Vorher-nachher-Betrachtung. Beim Vergleich von Fotos des Werks im Bristol Museum vor zehn Jahren und Katalogabbildungen von heute fallen tatsächlich ein paar Veränderungen auf. Ganz so augenscheinlich wie bei Banksys "Girl with Balloon", das, kurz nachdem es ersteigert worden war, halb geschreddert von der Wand hing, ist der Effekt nicht. Die Leinwand misst noch immer 4,5 Meter in der Länge und knapp 2,8 Meter in der Höhe. Wer aber genau hinsieht, erkennt: Die beiden Kronleuchter am oberen Bildrand des Gemäldes sind erloschen. Die Holzschnitzereien an den grünen Bänken wurden ausgeschmückt. Die Banane in der Hand eines Schimpansen baumelt in der neuen Version braun und schlaff nach unten, statt sattgelb zu leuchten.

Banksy tut, was er immer tut: Er schafft Raum für Spekulationen: Hat der anonyme Künstler selbst zum Pinsel gegriffen? Haben eine Putzkolonne, eine ambitionierte Museumswärterin oder ein unzufriedener privater Kunstsammler, der Banksy das Gemälde 2011 abgekauft haben soll, nachgebessert? Oder ist das Ganze einfach ein für Banksy typischer PR-Gag?

Im Online-Katalog von Sotheby's wurde der Fehlerteufel zunächst nicht erwähnt; erst auf Anfrage der New York Times stellte das Auktionshaus klar, dass man sich der nachträglichen Veränderungen bewusst sei. Die Firma Pest Control dagegen, deren Aufgabe es ist, Banksys Werke auf Nachfrage für echt oder gefälscht zu erklären, bestätigte: Bei "Devolved Parliament" handelt es sich um dasselbe Gemälde, das erstmals 2009 unter dem Namen "Question Time" in Bristol zu sehen war. Hinter der Agentur steckt übrigens Banksy selbst.

Die meisten Fragen werden sich spätestens Anfang Oktober klären. Offen bleibt allerdings, wann Banksy sich von seiner eher plakativen Methode abgewandt hat: Warum fehlt, nur mal zum Beispiel, auf dem aktuellen Bild eine Referenz auf den zum Meme gewordenen müden Brexit-Hardliner Rees-Mogg? Warum hat kein Schimpanse elektrisiert-blondes Haar wie Boris Johnson? Und warum stehen die Zeiger der goldenen Parlamentsuhr noch immer auf Punkt zwölf? Vielleicht kommen dem Künstler bis zur Auktion noch ein paar Geistesblitze, vielleicht entscheidet man sich bis dahin auch noch für einen dritten Titel. Ein Vorschlag könnte lauten: "Finde den Fehler" (2009 - 2019), Öl auf Leinwand, 450 x 280 cm.

© SZ vom 23.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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