Ballettpremiere:Edeltanz und Sonnenglanz

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Lupenreine Technik als Maß aller Dinge: Vera Segova (links), Dmitrii Vyskubenko und Maria Chiara Bono. (Foto: Winfried Hösl)

Das Bayerische Staatsballett poliert George Balanchines "Jewels" von 1967. Brillantes Theaermuseum, zu wenig Hier und Heute.

Von Dorion Weickmann

Bei Sothebyʼs in Genf gelangt demnächst Geschmeide zur Versteigerung, das einst Marie Antoinettes Hals zierte, bevor sie 1793 unter der Guillotine den Kopf verlor. Mit der Hinrichtung der Königin und ihres Gatten Ludwig XVI. endete das Ancien Régime, unwiderruflich. Die Revolution hatte den absolutistischen Feudalismus hinweggefegt. Die Kunst war schon im Vorfeld ein Stück weiter. Das Ballett etwa lieferte mit "La Fille mal gardée" Anfang Juli 1789 den Prototyp des Handlungsballetts, das die nächsten hundert Jahre überstrahlen sollte, bis es mit "Dornröschen" und seinen "Schwanensee"-Schwestern die letzte Blüte erlebte. Dann kam George Balanchine, in Sankt Petersburg geboren, in den USA zu Weltruhm gelangt - und mit ihm die Abstraktion. Der Dreiteiler, beim Bayerischen Staatsballett die einzige Spielzeitpremiere im Nationaltheater, gilt als Inbegriff dieser handlungslosen, der Idee lʼart pour lʼart verpflichteten Tanzlinie. "Jewels" huldigt nostalgisch den Insignien der Monarchie: den Juwelen, für die eine Marie Antoinette den Hunger des Volkes in Kauf nahm.

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