Ausstellung:Sound in Signalfarben

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Die Musikplakate des Münchner Designers Simon Marchner

Von Jürgen Moises, München

Beim Gig-Poster zu Mogwai ist es das rot leuchtende Fenster, das einem sofort ins Auge springt. Und der rote Kreis hinter dem Haus. Die Sonne? Eine Mondfinsternis? Ein Komet, der auf das Haus zurast? Beim Plakat zum Konzert von Bad Religion in München ist es das gold glänzende Logo, das unter einer angedeuteten Jacke hervorlugt. Solche Effekte, der Einsatz von Signal- und Sonderfarben, das ist es, was Simon Marchner unter anderem am Siebdruck schätzt. "Das kriegt man beim Digitaldruck nicht so richtig hin." Außerdem könne man auch auf dunkle Untergründe drucken. Wie das genau aussieht, zeigen sehr schön die erwähnten Poster. Zu sehen sind sie aktuell in der Ausstellung "Framed Noises" im Farbenladen, zusammen mit etwa 20 weiteren Gig-Postern, bedruckten Skateboards und kleineren, freien Illustrationsarbeiten von Simon Marchner aus den vergangenen fünf Jahren.

Der aufwendige Siebdruck zwingt Simon Marchner einerseits zur Reduktion, ermöglicht andererseits eine Farbgestaltung jenseits der digitalen Norm. (Foto: Simon Marchner)

Vor allem aber benutzt der junge Münchner Illustrator und Designer den Siebdruck für seine Poster, weil sich bei Auflagen zwischen 70 und 150 Stück der nötige Aufwand alleine noch gut bewältigen lässt. Tatsächlich stellt der aus Niederbayern stammende Marchner so gut wie alle Poster mit den eigenen Händen her. Das heißt, nach den ersten Entwürfen auf dem Skizzenblock, die er dann digital am Computer ausarbeitet, werden die fertigen Motive von ihm selbst in einem kleinen Ort in der Nähe von Pfarrkirchen gedruckt. Dort steht das Haus seiner Eltern, und dort hat er aktuell auch seine Siebdruckpresse stehen. Als limitierte, teilweise auch noch von den Bands signierte Poster gehen sie dann aber nicht wie sonst üblich an die Häuserwand oder die Litfaßsäule. Sondern man kann sie auf Konzerten am Merchandise-Tisch und teilweise danach noch im Internet unter simonmarchner.de erwerben.

Auf diese Weise sind unter anderem Poster für The Notwist, Kettcar, Nada Surf, Catpower, Lambchop, Lee Fields oder Built To Spill entstanden, von Folk und Indie über Hardcore bis hin zu Jazz und Soul ist laut Marchner musikalisch alles dabei. Der Münchner Designer hat sie alle als offizielle Auftragsarbeiten angefertigt. Am Anfang, als er noch als Student mit den ersten Postern anfing, war meist er es, der bei den Bands und Musikern angefragt hat. Inzwischen kommen viele auch von sich aus auf ihn zu. Bei der Gestaltung lassen sie ihm meist große Freiheiten, deshalb könne er sich bei den Postern, wie er sagt, als Designer auch am besten verwirklichen.

Simon Marchner schätzt unter anderem den Einsatz von Signal- und Sonderfarben am Siebdruck. (Foto: Simon Marchner)

Wobei ihm andererseits die Technik da gewisse Grenzen setzt. "Der Siebdruck beeinflusst die Arbeitsweise. Ich drucke meist mit drei bis vier Farben, aus denen sich dann das Motiv zusammensetzt." In seltenen Fällen sind es auch fünf Farben. Bei sieben wäre es dagegen ein zu großer Aufwand. Diese Reduktion hat aber auch ihren Vorteil. Sie führt zu klareren, einfacheren Formen. Und klare Grafiken und klare Linien, wie etwa bei der Schweizer Typografie, das ist es, was Marchner auch allgemein im Design schätzt. "In letzter Zeit versuche ich aber mehr in Richtung Illustration zu gehen."

Um zu den Ideen für seine Poster-Motive zu gelangen, hört sich Marchner zunächst in die Musik der jeweiligen Band ein und hat da schon oft die ersten Vorstellungen. Teilweise lässt er sich auch von Texten inspirieren oder vom bisherigen visuellen Erscheinungsbild der Bands. "Und dann versuche ich, eine bestimmte Stimmung zu erzeugen." Was ihm, oft mit ganz einfachen Dingen wie einer angedeuteten Gitarre, einem Schattenriss oder ein paar Buchrücken, manchmal auch in Form einer aufwendigeren Fotomontage, sehr eindrücklich gelingt.

Framed Noises , Mittwoch, 13. Dezember, 16 bis 19 Uhr, Freitag und Samstag, 15. und 16. Dez., 19 bis 22 Uhr, Sonntag, 17. Dezember, 14 bis 17 Uhr, Feierwerk, Farbenladen, Hansastraße 41

© SZ vom 13.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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