Ausstellung:Sehnsuchtsorte

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Die Sammlung Schack ist wieder komplett zugänglich und zeigt die neuen Räume "Von Gibraltar bis Helgoland"

Von Evelyn Vogel

Man muss von Mittwoch an einfach gleich die Treppe nach oben eilen und sich das Leuchtfeuer in den Landschaften und den Zauber in den Stadtansichten von Bamberger und Gerhard, Millner und Morgenstern, Rottmann, Schleich und ein paar anderen ansehen. Und in diesem Fall ist es keine Sünde, all die großartigen Böcklins, Feuerbachs, Lenbachs, Schwinds und wie sie alle heißen links liegen zu lassen. Ja sogar den Kopiensaal darf man erst einmal überspringen, um zunächst das in Augenschein zu nehmen, was sich im zweiten Obergeschoss verändert hat in der Sammlung Schack.

Zehn Jahre, so lange waren die drei Räume in der obersten Etage geschlossen. Der Grund - wie so oft - der Brandschutz. Also ging man daran, eine Fluchttreppe einzubauen. Und da die bei einem Museum etwas üppiger ausfallen muss als bei einem dreistöckigen Wohnhaus, schiebt sich nun eine ziemlich brachial wirkende Eisenkonstruktion im Hof an der Westseite des Hauses am Gebäude empor. Gut, dass man die nur wahrnimmt, wenn man in diesen Hof flüchten muss - was man als Besucher hoffentlich nie wird müssen.

Zusätzlich zum Brandschutz wurden auch die Böden (ade du schnöder Teppichbelag, willkommen altes Parkett) erneuert, das Dach gedämmt und die Oberlichter saniert. Nun lassen eine Prismenverglasung sowie eine Verschattungsanlage die Gemälde in einer schönen Mischung aus Tages- und Kunstlicht erstrahlen. Dennoch sei dies eine echte "Lowtech-Lösung", wie der Konservator der Sammlung Schack, Herbert W. Rott, betont. Man habe bewusst auf zu viel Hightech verzichtet, schon aus Kostengründen. Die Sanierung des obersten Stockwerks hat 1,6 Millionen Euro gekostet. Als nächstes soll das Haus barrierefrei gemacht werden. Kunstminister Ludwig Spaenle hat einer solchen Maßnahme langfristig Gelder in Aussicht gestellt.

Da werden also weitere Bauarbeiten nicht lange auf sich warten lassen. Aber erst einmal ist das Haus nach der Sanierung der Räume in den unteren beiden Stockwerken, die 2008 und 2009 beendet waren, wieder vollständig zugänglich. Und zeigt viele der Schätze, die der Jurist und Diplomat, Dichter und Literaturhistoriker, Sammler und Mäzen Adolf Friedrich Graf von Schack gesammelt und ursprünglich in seinem Palais an der Brienner Straße einem kunstsinnigen Publikum zugänglich und bekannt gemacht hat. Schack, das "Nordlicht", kam 1856 von Schwerin nach München, weil er wie viele damals dem Ruf Maximilians II. folgte. Er beschäftige sich viel mit Literatur, so schrieb er über spanisches Theater, übersetzte persische Dichtung, verfasste Epen und Dramen.

Als Kunstmäzen förderte er zeitgenössische Künstler wie Moritz von Schwind, Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach und Hans von Marées durch Aufträge und Ankäufe. Er sammelte Kopien venezianischer Meisterwerke des 16. und 17. Jahrhunderts, wobei auch der junge Franz von Lenbach einer seiner Meisterkopisten war, schickte die jungen Maler gezielt los, um in Griechenland, Italien und Spanien romantische Sehnsuchtsorte auf die Leinwand zu bannen. Das Ergebnis nannte er dann mitunter "die Blüte vieler Sonnenuntergänge". Auch er selbst reiste viel und obwohl ihn in München mit vielen Künstlern Freundschaften verbanden, schlug er in der Bayerischen Residenzstadt keine tieferen Wurzeln. Welch ein Affront, als er in seinem Testament seine Sammlung dem deutschen Kaiser vermachte, die nach seinem Tod 1894 damit nach Berlin gehen sollte. Wilhelm II. jedoch beließ sie nicht nur in München, er baute der Sammlung auch ein neues Schatzkästlein an der Prinzregentenstraße. Das leuchtet nun - gänzlich brandsicher - in neuem Licht.

Neue Räume. Von Gibraltar bis Helgoland. Sammlung Schack, Prinzregentenstraße 9; Eröffnung: Dienstag, 26. April, 19 Uhr; Eröffnungstage: Mi-Sa, 27.-30. April, Begleitprogramm bei freiem Eintritt (Führungen, Konzerte, Lesung); Sonntag, 1. Mai, geschlossen; danach Mi-So 10-18 Uhr; SZ-Kultursalon: Donnerstag, 28. April, 19.30 Uhr, mit Ferran Ferrando, Leiter des Spanischen Kulturinstituts, über Bayerisch-Spanische Verbindungen.

© SZ vom 26.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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