Ausstellung:Ein Münchner Phänomen

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Die Spurler verbanden figurative und abstrakte Malerei auf ganz eigene Weise. Hier Heimrad Prems "Figuren in der Landschaft" von 1961. (Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2018)

Karl & Faber erinnert an die Gruppe Spur

Von Evelyn Vogel, München

"Die Welt kann nur durch uns enttrümmert werden. Wir sind die Maler der Zukunft!" So hießt es im Manifest der Gruppe Spur, veröffentlicht 1958, ein Jahr nach Gründung des Künstlerkollektivs. Die Spurler hatten große Ziele und ein noch größeres Selbstbewusstsein - allerdings auch einen Sinn für Humor. Doch für ihre frechen Parolen - verbreitet mit Hilfe ihrer Manifeste und Flugblätter - hatte der Staat wenig Verständnis. 1962 stand ihnen eine Anklage wegen unzüchtiger Schriften, Gotteslästerung und Religionsbeschimpfung ins Haus, allerdings ohne größere Folgen für den Bildhauer Lothar Fischer und die Maler Heimrad Prem, Helmut Sturm und HP Zimmer. Und auch wenn die Gruppe Spur über München hinaus nie eine nationale oder gar internationale Bedeutung erlangte, so mischten die Spurler mit ihrer halb figurativen, halb abstrakten Kunst zu ihrer Zeit die Kunstszene in München doch gehörig auf.

Zum 60-Jährigen des 1. Manifests der Gruppe Spur präsentiert Karl & Faber derzeit eine Retrospektive mit 50 Werken aus den Jahren 1958 bis 1965. Zu sehen sind zahlreiche Gemälde, auch das panoramaartige Tafelbild "Nur Kampf stärkt mich" von Heimrad Prem von 1962, sowie einige Skulpturen und Papierarbeiten von Lothar Fischer. Besonders reizend: die "Turm-Familie" von 1962.

Die Leihgaben stammen aus dem Nachlass des Münchner Galeristen Otto van de Loo, der die Gruppe Spur über viele Jahre gefördert hat, und aus Privatsammlungen wie die der Sturm-Tochter Katharina. Auch das Komitee Spur, das in München die Spurler pflegt, war behilflich. Längst sind die Künstler - Sturm starb als letzter 2008 - anerkannt, ihre Werke hängen in Museen, Fischer hat sogar sein eigenes. Aber Spur-Ausstellungen gibt es nicht mehr oft. Sie waren halt doch eher ein Münchner Phänomen.

Gruppe Spur: Jetzt! Werke aus den Jahren 1958 bis 1965, Karl & Faber, Amiraplatz 3, bis 16. September, Mo-Fr 10-18 Uhr sowie am Open-Art-Wochenende 15./16. Sept., 11-18 Uhr, Führung durch Komitee Spur am 15. Sept. um 16.30 Uhr

© SZ vom 06.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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