Ausstellung:Den Jazzern ganz nah

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Auch der amerikanischen Jazzmusikerin Carla Bley hat Thomas Krebs sein Miniaturklavier überlassen. (Foto: Thomas Krebs)

Thomas Krebs zeigt Fotos von Musikern in der Unterfahrt

Von Oliver Hochkeppel, München

Als Dreijähriger trommelte Thomas Krebs mit Kochlöffeln auf Kochtöpfen zu Bennie Goodmans Carnegie Hall Concert aus der Plattensammlung seines Vaters. Nicht nur die Jazzleidenschaft hat der 56-Jährige geerbt: Mit sechs bekam er Vaters alte Ernemann 6x9-Kamera, zur Kommunion drei Jahre später eine Agfa Rapid. Und als er mit der 1974 in London bessere Bilder schoss als der Vater mit seiner Leica, beschlossen die Eltern, dass er eine professionelle Kamera bekommen müsse.

Seither bündelt Krebs beide Leidenschaften und fotografiert - von 1976 an in Hamburg, ab 1994 in München - vor allem Jazzer, aber auch Elektro-, Club- und DJ-Größen. In der Schülerzeitung erschienen die ersten Bilder, später fotografierte er für die Hamburger Printmedien, seit 1992 beliefert er (und das auch mit Texten) die Jazzzeitung. Nach dem Jurastudium überlegte er kurz, Profi-Fotograf zu werden, setzte aber als Rechtsanwalt auf die sicherere Karte, die das aufwendige Hobby Fotografie finanziell tragen und als kreativen Ausgleich gut brauchen kann.

Dafür hat sich Krebs früh an wenig Schlaf gewöhnen müssen. Gerne fotografiert er die Musiker schon beim Soundcheck, entwickelt (heute druckt) die Bilder sofort, um sie direkt nach dem Konzert den Musikern zu zeigen. Bis heute schenkt er ihnen stets Abzüge der gelungensten Bilder - und lässt im Gegenzug einige mit Silberstift signieren. Die Autografen-Bilder-Sammlung, die er so zusammengetragen hat und zu Hause in Olching aufbewahrt, dürfte weltweit einzigartig sein.

Die Stimmung eines Konzertes einzufangen ist ihm ebenso wichtig wie das Augenmerk auf die Gestik der Künstler - und auf ihre Hände als dem wichtigsten Werkzeug, mit dem sie ihr Instrument zum Klingen bringen. Seit gut drei Jahren ist er deshalb mit einem Miniaturklavier und überdimensionalen Drumsticks unterwegs, um Pianisten und Schlagzeuger zu ganz individuellen und lustigen Bildern zu überreden. Aus diesen drei wesentlichen Strängen seines Werks setzt sich daher die Ausstellung "Jazz - Live, Keys & Sticks" zusammen, die jetzt zweieinhalb Monate lang in der Unterfahrt zu sehen ist. Zur Eröffnung gibt der "News & Art"-Chefredakteur Carsten Neff eine Einführung, anschließend spielt der Pianist Cornelius Claudio Kreusch. Danach folgt die sonntägliche Jam Session. Alle Erlöse gehen an ein Schlagzeugprojekt des SOS Kinderdorfs in Weilheim.

"Jazz - Live, Keys & Sticks, Fotografien von Thomas J. Krebs , Sonntag, 13. November, bis 3. Februar, Unterfahrt, Einsteinstraße 42

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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