Architektur:Holzkirchen in Holzkirchen

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Geht das tatsächlich? Eine Kirche nur aus Holz? Und wie das geht: Eberhard Wimmer macht es vor. Und alles ist so hell, als würde es schweben.

Von Gottfried Knapp

(Foto: Erzbischöfliches Ordinariat München, Achim Bunz)

An diesem Sonntag werden sie eingeweiht: die neuen Holzkirchen in Holzkirchen. Im räumlich wenig attraktiven Vorort des oberbayerischen Markts Holzkirchen setzen die Kirche St. Josef, die mit ihr verbundene Kapelle der Heiligen Familie sowie der vom Vorgängerbau übernommene, etwas abseits stehende Kirchturm überraschend lebendige architektonische Akzente. Zwischen den eintönigen Siedlungshäusern wirkt die neue Baugruppe mit den steilen Auf- und Abschwüngen der außen ganz mit Schindeln verkleideten Kirchen wie eine in den Ort geholte architektonische Illusion der nahen Berge.

Der Münchner Architekt Eberhard Wimmer hat den Wettbewerb für dieses Kirchenzentrum mit einem formal wie materiell überzeugenden Entwurf gewonnen. Kirche und Kapelle bestehen jeweils aus einem Ovalkegel, der leicht nach hinten gekippt und in angemessener Höhe schräg gekappt ist. In beiden Kegelstümpfen fällt das Tageslicht also von oben durch die große ovale Deckenöffnung und füllt den Raum mit einer schönen schattenlosen Helligkeit. Wimmer hat die beiden Kegel jeweils durch einen am Rand getätigten senkrechten Parabelschnitt zusätzlich nach außen geöffnet und die so entstandenen flachbogigen Öffnungen wie Fenster verglast.

Die beiden geschlossenen hohen Rundräume laden also zur Andacht ein, man kann sich in ihnen gut konzentrieren, fühlt sich aber dank der seitlichen Ausblicke nicht hermetisch eingeschlossen. Und da beide Räume eine verblüffend gute Akustik haben, bietet sich St. Josef auch für Kirchenkonzerte an.

In die jüngere Geschichte des Kirchenbaus wird Holzkirchen aber eingehen, weil in den beiden Gotteshäusern ausschließlich Holz als Baumaterial verwendet worden ist. In der Kirche ist die Konstruktion aus nach oben sich verengenden Balkendreiecken als rhythmisches Element gut zu erleben. Die ovale Altarinsel, die konzentrisch um sie kreisenden Sitzbänke und die schreinartig neu gefasste Orgel schließen sich zu einem Ensemble von großer stilistischer Harmonie zusammen. In der Kapelle aber konnte der Münchner Künstler Horst Thürheimer die Heilige Familie mit einer Komposition aus drei farbigen Glastafeln symbolisch beschwören.

© SZ vom 17.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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