Architektur:Bau sucht Inhalt

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Das Bundesbauministerium hat einen "Programmwettbewerb" für die Berliner Bauakademie ausgelobt. Er zeigt Gefahren wie Chancen des Projekts.

Von Peter Richter

Vor den eigentlichen Architekturwettbewerb für die Wiedererrichtung der Schinkel'schen Bauakademie in Berlin hat das Bundesbauministerium jetzt noch einen sogenannten Programmwettbewerb gesetzt, der erst einmal klären soll, was in dem Gebäude passieren könnte. Wie Staatssekretär Florian Pronold (SPD) am Mittwoch in Berlin erklärte, seien explizit nicht nur Architekten und Ingenieure, sondern auch Ausstellungsagenturen und Akteure aus dem Bereich des kulturellen Eventmanagements zu dem anonymen EU-weiten Wettbewerb eingeladen, der unter dem Motto "Soviel Schinkel wie möglich" steht. Das erlaubt immerhin gewisse Rückschlüsse auf die Haltung des Bauherrn zu dem schwelenden Streit, ob es hier um eine äußerliche Rekonstruktion des Schinkel'schen Originals gehen sollte oder um einen zeitgenössischen Neubau, der Schinkel eher rhetorische Referenzen erweist (wie das allerdings bereits sehr viele Neubauten in Berlin tun oder zu tun vorgeben.)

Als der Bundestag die 62 Millionen für das Bauvorhaben bewilligte, sei schon sehr explizit von einer "Wiedererrichtung" die Rede gewesen, machte Pronold deutlich. Lösungen, die sich weniger auf Schinkels Formen als auf seinen damaligen Avantgardismus beziehen, könnten es unter diesen Vorzeichen in der Tat schwerer haben. Die Parallelen, die sich dadurch zum Stadtschloss-Neubau nebenan auftun, sind auch dem Bauministerium nicht verborgen geblieben, was auch ein Grund ist, weshalb jetzt, unmittelbar vor der Bundestagswahl, so eilig noch die Suche nach einem geeigneten Inhalt ausgeschrieben wurde. Derzeit ist eine denkbar bunte Koalition von möglichen Nutzern im Gespräch, von der Bundesstiftung Baukultur über das Deutsche Archäologische Institut bis zu gewerblichen Nutzern, von denen sich das Ministerium am Ende 50 Prozent der nötigen Betriebskosten erwartet. Dass im Preisgericht unter anderem Vertreter von renommierten Architektur-Ausstellungshäusern aus Montreal, New York und Kopenhagen sitzen, lässt aber immerhin die Hoffnung zu, dass neben kaufhausartigen Mischnutzungskonzepten vielleicht auch Vorschläge eine Chance haben, die das in den Mittelpunkt rücken, was in Berlin tatsächlich am ehesten noch fehlt: ein Architekturmuseum.

© SZ vom 21.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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