Alben der Woche:Reizüberflutete Beatgebirge

Lesezeit: 1 min

Die brasilianische Popsängerin Anitta bei ihrem Auftritt auf dem Coachella-Festival im kalifornischen Indio am 15. April. (Foto: VALERIE MACON/AFP)

Neue Musik von Anitta, Ry Cooder, Taj Mahal, Spiritualized und Fontaines D.C. und die Antwort auf die Frage, wer mal wieder eine Hymne des robusten sexpositiven Popfeminismus singt.

Von den SZ-Popkritikern

Anitta - "Versions of Me"

(Foto: N/A)

Die 29-jährige Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Larissa de Macedo Machado alias Anitta ist in ihrem Heimatland Brasilien schon seit vielen Jahren ein Mainstream-Pop-Superstar. Mit "Vai Malandra" (2017) und "Bola Rebola" (2019) gelangen ihr bislang aber auch zwei spektakuläre Singles, die nicht nur außerhalb Brasiliens, sondern auch bei Pop-Hipstern für Aufsehen sorgten, als grandios stolpernde Beatgebirge jenseits der üblichen Mainstream-Pop-Grenzen - und weil Anitta im ziemlich expliziten Video zu "Vai Malandra" auch ungewöhnlich explizit - im Close-up - die Orangenhaut an ihrem Hintern zeigte. Mit dem neuen Album "Versions Of Me" (Warner) soll jetzt endgültig der Sprung zum internationalen Pop-Superstar gelingen. Das könnte klappen, großes Latin-Pop-Crossover-Pop-Theater samt amerikanischen Superstar-Gästen wie Saweetie oder Cardi B. Avantgarde-Mainstream-Pop-Geniestreiche wie "Vai Malandra" und "Bola Rebola" sind leider eher nicht darauf. Mit "I'd Rather Have Sex" aber wieder eine Hymne des robusten sexpositiven Popfeminismus. Jens-Christian Rabe

Ry Cooder & Taj Mahal - "Get On Board: The Songs Of Sonny Terry & Brownie McGhee"

(Foto: N/A)

Die Verbeugungen vor dem Country-Blus gehen weiter: Nachdem die Black Keys ihren Mississippi-Hill-Country-Blues-Helden Junior Kimbrough und R.L. Burnside ihr letztes Album "Delta Kream" widmeten und der Black-Keys-Sänger Dan Auerbach soeben ein grandioses Album mit bislang unbekannten Aufnahmen von Son House herausgegeben hat, feiern auf "Get On Board" (Perro Verde/Nonesuch) nun Ry Cooder und Taj Mahal ihre Piedmont-Blues-Helden Sonny Terry und Brownie McGhee. So famos dahinmusizierte wie verdienstvolle Erinnerungsarbeit an die schwarzen Wurzeln des Pop. Jens-Christian Rabe

Spiritualized - "Everything was beautiful"

(Foto: Bella Union)

Auf dem Cover des neuen Albums "Everything Was beautiful" (Bella Union) der britischen Indiepop-Band Spiritualized ist eine Medikamentenverpackung zu sehen. Ist die Musik die Medizin oder braucht man hinterher welche? Tja, die typisch breitwandige Reizüberflutung der Songs der Band lässt beides zu. Die Platte endet allerdings eher nachdenklich, mit psychedelischem Rock, Sprechgesang und Gospel: "If you want another world, I would be another world for you". Eva Goldbach

Fontaines D.C. - "Skinty Fia"

(Foto: Partisan Records)

Der Titel des neuen Albums "Skinty Fia" (Partisan Records) der Dubliner Postpunk-Band Fontaines D.C. ist ein irischer Fluch und bedeutet: "Verdammter Hirsch!" Im Titelstück röhren tatsächlich die Hirsche. Nicht verwechseln mit der tiefen Stimme, die Sänger Grian Chattens im zäh dahinrumpelnden "Bloomsday" probiert. Der heimliche Hit das verweht nostalgische Akkordeon-Stück "The Couple Across The Way". Eva Goldbach

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusK-Pop-Phänomen Lalisa Manobal
:"Hört mein Geld reden"

Wer ist eigentlich Lalisa Manobal, der Mensch hinter dem K-Pop-Hype? Eine Spurensuche in Südkorea.

Von Thomas Hahn

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: