Achtziger in Songs:Ian Curtis

Lesezeit: 1 min

"Transmission" etwa steht in Ian Curtis' Songbook genau so da, wie er es später gesungen hat. (Foto: Rowohlt)

Die Songtexte des "Joy-Division"-Texters, aufbereitet wie Inkunabeln der Popgeschichte: Jede Notiz, jeder Songtext säuberlich abgelichtet, sodass man auch Feinheiten der Entstehungsgeschichte studieren kann.

Von Catrin Lorch

Viele seiner Songs hat Ian Curtis, Sänger und Texter der Band Joy Division, anscheinend im Kopf vollständig fertig gehabt, bevor er sie aufgeschrieben hat: "Transmission" etwa steht in seinem Songbook genau so da, wie er es später gesungen hat. Dazu passt die Handschrift, klar und selbstsicher. Es gibt aber auch andere Songs: Da sind dann die Worte "our respect runs so dry" zwischen die Zeilen gekritzelt. Die Beobachtung dieses Moments, in dem Liebenden der Respekt vergeht, fand erst spät in den Song, der so epochal wird, dass, wer den musikalischen Aufbruch der späten Siebziger in eine Zeile packen will, nur seinen Refrain summen muss, "Love Will Tear Us Apart". Den hat Curtis allerdings ausgespart: Der Handschrift fehlen die entscheidenden Zeilen. In seinen Notizbüchern gibt es viele solcher Beobachtungen zu machen, was auch daran liegt, dass das Buch "So this Is Performance. Joy Division. Songtexte und Notizen" (erschienen bei Rowohlt) viele Faksimiles enthält. Zwischen den in kühlem Grau marmorierten Buchdeckeln ist jeder noch so kleine Zettel auf einer ganzen Seite in Originalgröße reproduziert. Gerade zu Joy Division, deren Image auch von der Extravaganz ihrer Erscheinung bestimmt war - die legendären Plattencover entwarf Peter Saville - hätte man auch Visuelles erwartet. Doch man blättert sich erst durch viele hundert Seiten, bis man auch ein paar Fanzine-Titel findet oder den auf rosa Papier gedruckten Programmzettel des Mayflower Clubs in Manchester. Und auf Buchcover - Burroughs, Huxley, Dostojewski, Burgess -, deren Werke im hellblau gestrichenen Arbeitszimmer von Ian Curtis standen. Nicht Texter, sondern Autor einer, wie es im Vorwort heißt, " von Belesenheit geprägten Band".

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: