A Capella:King's Singers

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(Foto: Marco Borggreve)

Vor 50 Jahren gegründet. Keines der ehemaligen Mitglieder ist noch dabei. Und doch klingt das sechsköpfige Ensemble so rund, elegant, leicht wie eh und je.

Von Alexander Menden

Es wird gern von "unverwechselbaren" Stimmen gesprochen, wenn es darum geht, die Qualität eines Sängers zu loben. Aber manchmal ist die Unverwechselbarkeit von Einzelstimmen eher ein Hindernis. Im Chorgesang etwa kommt es auf Homogenität an. Die Fähigkeit, sich zurückzunehmen, dient dann im Bestfall einer anderen Art von Unverwechselbarkeit, dem Ensembleton. Diesen, wenn man ihn denn erst einmal entwickelt hat, auch noch unabhängig von der Besetzung zu erhalten, ist eine hohe Kunst - und je kleiner das Ensemble, desto größer die Anforderungen an die einzelne Stimme.

Die King's Singers, die 2018 ihr fünfzigjähriges Bestehen feiern, haben sich fraglos einen unverwechselbaren Ton bewahrt: Kultiviert, rund, scheinbar mühelos. Das werden nicht einmal jene bestreiten, die sich an ihrem vermeintlichen Unernst stören, der Schnittmenge des Repertoires der A-Capella-Gruppe mit dem Unterhaltungs-Segment. Dabei war es gerade der Wunsch nach programmatischer Freiheit, der 1968 zwei Countertenöre, einen Tenor, zwei Baritone und einen Bass zum ersten Auftritt in der Queen Elizabeth Hall zusammenführte. Die Verteilung der Stimmen hatte sich eher zufällig ergeben. Drei der Gründungsmitglieder gehörten zur Originalbesetzung des Monteverdi-Chors; alle sechs waren Choral Scholars des King's College in Cambridge. Was sie in diesen frühen Jahren auszeichnete, war die Offenheit für jede Art von Vokalmusik, Madrigale, Jazz, Pop, alles mit dem gleichen eleganten stimmlichen Gestus. Zugleich haben sie immer auch mit zeitgenössischen Komponisten gearbeitet, György Ligeti und John Taverner komponierten Vokalwerke für sie.

Weniger akademisch als das Hilliard Ensemble, nicht so poppig wie die Swingle Singers, sind die King's Singers zum Inbegriff einer britischen Vokalkultur geworden, die über den eher engen Zirkel der üblichen Kenner hinaus Popularität erlangen, ohne qualitativ Kompromisse zu machen. An diesem Samstag starten sie in St John's Smith Square mit der jungen gegenwärtigen Besetzung (und ehemaligen Mitgliedern als Gästen) ihre Jubiläums-Welttournee.

© SZ vom 13.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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