20. Jahrhundert:Katastrophen der Männlichkeit

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Eduard von Keyserling im Jahr 1900, gemalt von Lovis Corinth. (Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlung; Neue Pinakothek)

Der Schriftsteller Eduard von Keyserling in seiner Epoche: Die umfangreichste Sammlung seiner Erzählungen, die es je gab, zeigt, dass er weit mehr war als ein baltischer Stimmungsmaler.

Von Gustav Seibt

Kaum ein Autor der deutschen Literaturgeschichte ist in den letzten zwei Jahrzehnten so vielseitig und brillant gerühmt worden wie Eduard von Keyserling, der baltische Graf, dessen Todestag am 28. September 1918 genau in die Zeit fiel, die seiner Herkunftswelt den Garaus machte. Da war ein zarter, eleganter Nebenklassiker immer neu zu entdecken, zu dem man nicht aus Pflicht, sondern aus Liebe gelangte. Weniger großstädtisch verplaudert als Fontane, weniger steif als Thomas Mann, aber kaum weniger ironisch, lyrisch als Rilke, behauptet er sich neben den Großen mit einem Werk, das feinste Seelenschwingungen vor einer Kulisse endloser nordischer Sommer in delikatem Pianissimo vorspielt.

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