Zum Tod von Patrick Swayze:Rebell und Romantiker

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Der Optimist musste aufgeben: Schauspieler Patrick Swayze erlag seinem Krebsleiden. In den Achtzigern brachte ihn "Dirty Dancing" zum Höhepunkt seiner Berühmtheit.

Tobias Kniebe

Wenn Frauen nach einem harten Tag den DVD-Player einschalten und von der Liebe träumen, dann träumen sie am liebsten mit ihm - das ist inzwischen statistisch belegt. Sein Hit "Dirty Dancing" führt souverän die Liste der quintessenziellen "chick flicks" an; der Film verkauft sich, mehr als zwanzig Jahre nach seiner Premiere, immer noch etwa eine Million Mal im Jahr. So hat der Schauspieler und Sänger Patrick Swayze, 1952 in Houston/Texas geboren, ein bleibendes Vermächtnis hinterlassen - allein mit der Rolle des Tanzlehrers Johnny Castle, der es nicht zulassen konnte, dass sein "Baby" in die Ecke verbannt wurde, statt von seinen starken Armen durch die Luft gewirbelt zu werden.

Ungebrochener Optimismus und Arbeitswille

Die guten Wünsche seiner zahlreichen Fans begleiteten ihn, als Swayze im Jahr 2008 seinen Kampf gegen einen fortgeschrittenen Bauchspeicheldrüsenkrebs bekannt gab. Mit ungebrochenem Optimismus und Arbeitswillen hat er ihn geführt - und viel länger durchgehalten, als die Ärzte ihm prophezeiten. Zuletzt aber verzichtete er auf lebensverlängernde Behandlungen - und zog sich auf seine Pferdefarm in den San Gabriel Mountains, Kalifornien, zurück.

Als er Anfang der achtziger Jahre seine Schauspielkarriere begann, deutete noch wenig auf seine Eignung zum romantischen Hauptdarsteller hin. Francis Ford Coppola gab ihm eine der ersten Chancen in seinem Jugendbandenfilm "Die Outsider", wo Swayze bereits schwer an der Verantwortung für seinen jüngeren Bruder trug. Genauso hart ging es weiter, als John Milius in "Red Dawn" Russen und Kubaner ins amerikanischen Herzland einmarschieren ließ. Da führt Swayze eine Gruppe von Jugendlichen, die bewaffnet in die Berge fliehen, um Widerstand zu leisten und Amerika gegen den Kommunismus zu verteidigen.

Der eigene Weg gegen die Konventionen

Der beinah verbissene Ernst in seinem Spiel prädestinierte ihn für solche Macho-Rollen: eine Art Wilder, ein verschwitztes Muskelpaket aus den Wäldern war er in "Road House", ein zottelhaariger Surfer-Outlaw in Kathryn Bigelows "Gefährliche Brandung". Das große Publikum aber liebte ihn eher, wenn er sich mit demselben Ernst in Romanzen stürzte: zunächst in der Miniserie "Fackeln im Sturm", dann im Jahr 1987 im besagten "Dirty Dancing". Niemand war darauf vorbereitet, was für ihn Phänomen dieser bescheiden budgetierte Film werden sollte.

Die Geschichte einer jüdischen Mittelklasse-Prinzessin, die sich beim rituellen, ebenfalls sehr jüdischen Sommerurlaub in den Catskills in einen irischen Tanzlehrer aus der Arbeiterklasse verliebt, schien den Studios doch zu speziell - auch das Setting im Jahr 1963 klang nicht gerade hip. Es wurde dann aber eine universale Metapher für den ewigen Impuls der Jugend, gegen Eltern und Konventionen einen eigenen Weg zu gehen - im letzten Jahr der Unschuld Amerikas. Der Film, unabhängig finanziert, übertraf alle Erwartungen. Er bedeutete nicht zuletzt einen Schub für die Independent-Filmproduktion.

Für Patrick Swayze passte die Rolle des Tanzlehrers perfekt, auch wenn er mit 34 Jahren schon reichlich alt für die Geschichte war. Das Animalisch-Verschwitzte seines Auftretens musste den Working-Class-Aspekt der Rolle betonen und das "Dirty"des Titels rechtfertigen - es stand eher für das Erbe seines Vaters, der Bauzeichner und Rodeo-Cowboy war.

Seine Mutter dagegen arbeitete als Choreographin und Tänzerin, als Kind nahm Swayze bereits bei ihr Unterricht, später studierte er Tanz in New York und wurde Mitglied des Eliot Feld Balletts. Sein erster Broadway-Auftritt war "Goodtime Charley", später übernahm er die Hauptrolle in der Bühnenversion des Musicals "Grease". Nach seinem Kinodebüt, dem Rollerdisko-Film "Skatetown, USA", tat er zunächst alles, um vom Tanzen wegzukommen - bei "Dirty Dancing" holte sie ihn diese Vergangenheit dann ein.

Kontakt aus dem Jenseits

Endgültig zu einer Leitfigur der achtziger Jahre wurde Swayze, als er zum Ende des Jahrzehnts noch einmal eine beängstigend erfolgreiche Super-Schmonzette hinlegte: "Ghost - Nachricht von Sam" zeigt ihn als oberflächlichen Yuppie-Banker, der gleich am Anfang des Films ermordet wird - und fortan versucht, über das Medium Whoopi Goldberg noch einmal Kontakt zu seiner Verlobten Demi Moore aufzunehmen.

So kam er dazu, vor allem die Kitsch-Exzesse dieses exzessiven Jahrzehnts zu verkörpern. Ein Image, gegen das später kein Gegenmittel mehr half - nicht einmal selbstparodistische Einlagen, etwa als pädophiler Motivationsguru im Film "Donnie Darko". Das mag seiner Karriere am Ende geschadet haben, war aber auch folgerichtet: Die Liebe, wie sie etwa in "Dirty Dancing" gefeiert wird, ist ja wirklich eine verdammt ernste Sache - ein halbes Grinsen kann da schon alles kaputtmachen.

Am Montag ist Patrick Swayze im Kreis seiner Famile friedlich eingeschlafen. Er wurde 57 Jahre alt.

© SZ vom 16.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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