Kurzkritik:Volle Pracht

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Das Ensemble Concerto München beschließt die Residenzwoche

Von Klaus P. Richter, München

Stilvoller geht es kaum: Alte Musik im Ambiente des prächtigen Saals im Antiquarium der Residenz. Zwischen rotem Marmor und den antiken Büsten und Medaillons einer imperialen Ahnenreihe bayerischer Herzöge ein neues Ensemble: Concerto München. Gegründet von dem Organisten und Bach-Fan Johannes Berger hatte es sich am letzten Abend der Residenzwoche barocker Feinkost verschrieben, von Corelli, Albinoni, dall'Abaco bis Vivaldi und Torelli - ein Widmungskonzert für die kunstsinnigen Wittelsbacher Regenten. Berger ist ein bayerisches Talent aus Rosenheim, ausgebildet bei Franz Lehrndorfer und Harald Feller, Organist und Kustos der berühmten Kufsteiner "Heldenorgel", aber inzwischen mit seinem Ensemble als Maestro al Cembalo und Organo unterwegs.

Das 2014 gegründete Ensemble ist ein Jugendorchester, das auf historischen Instrumenten, aber mit wechselnder Besetzung Barockes spielt. Obwohl also nicht im festen Verbund, wurde mit bemerkenswert homogenem Klangbild musiziert. Der 29-jährige Berger gibt einen straffen Puls vor, bleibt aber sensibel im Detail und flexibel in der Phrasierung. Bemerkenswert sind auch die jungen Solisten: Im Oboenkonzert d-Moll von Albinoni, das Johann Sebastian Bach zu einer Orgelbearbeitung reizte, war dies Claire Sirjacobs aus Paris mit einer kräftig timbrierten Barockoboe, im e-Moll-Konzert von Evariste Felice dall'Abaco zeigten die Traversflöten-Solistinnen Marion Treupel-Franck und Stefanie Pritzlaff, und Matthew Adler aus London überzeugte an der diffizilen, aber strahlungsmächtigen Naturtrompete in einem Konzert von Torelli. Reizvolle Dialoge zwischen Orgel (Johannes Berger) und Violine (Ava de Araujo Madureira) entzückten in einem Vivaldi-Concerto.

Zum Schluss gab es noch eine Überraschung, die nicht im Programmheft stand: eine Motette für Solosopran von Antonio Vivaldi. Die Ecksätze waren voll konzertantem Agitato, wie man es von Vivaldi kennt, dramatisch illuminiert durch den silberglänzenden Sopran von Marie-Sophie Pollak, die wenige Tage vorher schon in einem Kammerkonzert begeistert hatte, die Binnensätze introvertiert und vergrübelt: ein glanzvolles Finale der diesjährigen Residenzwoche.

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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