Kurzkritik:Schall und Rauch

Melancholie im Musiksommer: "Cigarettes After Sex" in Dachau

Von katharina rustler, Dachau

Eigentlich sollte man die Augen geschlossen halten, um diese Musik in seiner Gänze erfassen zu können. Denn die Lieder der aus New York kommenden Band Cigarettes After Sex brauchen keine visuellen Eindrücke, keine Bühnenshow, kein Feuerwerk. Allein die androgyne Stimme des Sängers und Gitarristen Greg Gonzalez - von Keyboard, Bass und Drums begleitet - reicht aus. Sie ist die Essenz dieser Fusion aus düsterem Ambient-Pop und Slowcore; alles ist auf sie reduziert. So hüllte sie auch am Sonntagabend den Dachauer Rathausplatz in Melancholie und beschloss als letztes Konzert den Musiksommer. Nach einem typisch langen Intro haucht Gonzales "I wanna fuck your love slow" ins Mikrofon, eine Zeile aus der neuen Single "Crush". Leider erinnert diese stilistisch und inhaltlich sehr an die bereits bekannten Lieder. Möglicherweise ist das aber auch das Geheimnis der Band, die ihrem einzigartigen Stil treu bleibt, mit eiserner Miene wohlbemerkt - auch das gehört zu ihrem Look.

Öffnet man dann seine Augen, stehen da vier Männer, komplett in Schwarz gekleidet, statisch und mit ernstem Blick. Genau diese Stringenz ist irgendwie cool, langweilt aber auch schnell, denn außer den bekannteren Songs wie "Opera House", "Apocalypse" oder "Nothing's Gonna Hurt You Baby" klingt alles relativ gleich - und sieht auch so aus. So wiegt sich das Publikum zu diesen rauen Liebesliedern wie benebelt, inmitten der malerischen Szenerie des Platzes, bestehend aus bunten Häusern, Rathaus und Kirchturm, ohne zu bemerken, dass es bereits Nacht geworden ist.

© SZ vom 03.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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