Kurzkritik:Reife Leistung

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Monteverdis vielgestaltige Madrigale in der LMU-Aula

Von Klaus Kalchschmid, München

Zwischen "L'Orfeo" von 1607 und "Il ritorno d'Ulisse in Patria" aus dem Jahr 1640 sind alle sechs Opern Claudio Monteverdis bis heute verschollen, aber wir haben "Combattimento di Tancredi e Clorinda", eine szenische Kantate von 1624, und das große achte Madrigalbuch, in dem der "Combattimento" 1638 veröffentlicht wurde. Selten im Zusammenhang aufgeführt, organisierte nun das Institut für Musikwissenschaft der LMU in der Großen Aula der Universität erstmals eine Münchner Aufführung unter Wolfgang Antesberger von gut zwei Dritteln der originell vielgestaltigen Madrigale für zwei bis sechs Stimmen plus Instrumente - hier Geige, Viola da braccia, Cello, Violone, Chitarrone, Orgel und Cembalo.

"Madrigali guerrieri et amorosi" sind die Teile überschrieben. Kriegs-Metaphern, die sowohl reale Kämpfe wie die um die Gunst der Geliebten beschreiben, finden sich in beiden Teilen, aber dem hier abstrakt szenisch von Therese Madeleine Thornfors und Sandy Chau dargebotenen, bis zum Ende unerbittlichen Kampf des christlichen Ritters mit der von ihm unter dem Visier als Frau unerkannten Clorinda steht nach der Pause das wunderbare "Lamento della Ninfa" entgegen. Die junge Sopranistin Anna-Marie Palii gestaltete es großartig an der Seite von Tenor Andreas Hirtreiter, der neben ihr als Clorinda auch der ausdrucksvolle Erzähler beim "Combattimento" war.

Alle Solisten wie Ursula Schulze und Su-san Zarrabi, der Counter Andreas Pehl und der viel beschäftigte Tenor Andrew Lepri Meyer, Markus Zeitler sowie die Bässe Thomas Haiber und Michael Mantaj boten eine bewundernswert reife Leistung, auch wenn sie bei der alten, um einen Halbton höheren als der üblichen Stimmung, durchaus an Grenzen stießen und manchmal nicht vergessen lassen konnten, dass sie versierte Sänger, aber doch mit dieser komplexen, heiklen Musik nicht allzu vertraut sind. Das tat der Wirkung in der bis auf den letzten Platz besetzten Aula freilich keinen Abbruch.

© SZ vom 18.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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