Weltall:Mars statt Mallorca

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(Foto: Charlotte Peys)

Was, wenn man im Weltall Urlaub machen könnte? Zehn intergalaktische Reiseziele.

Von Peter Schneider

Eistauchen auf Europa

Raum-Badehose an, Loch ins Eis, und rein ins kalte Vergnügen. Problem: Wer ans Nass unter der Eisdecke des Jupitermonds Europa will, muss weit bohren. In bis zu 100 Kilometer Tiefe wartet eine Sole, ständig durchgewalkt durch die gewaltigen Gezeitenkräfte Jupiters, die das Wasser flüssig halten. Vielleicht schwimmt ja ein außerirdischer Fisch vorbei?

Geysire auf Enceladus

Am Saturn wartet das nächste Highlight: Vorausgesetzt man findet ein sicheres Plätzchen am Südpol seines Eismonds Enceladus und bringt ein wenig Geduld mit. Dann kann man sehen, wie Geysire ausbrechen und Wolken aus glitzerndem Eisstaub Hunderte Kilometer ins All schießen. Mit etwa 500 Stundenkilometern machen sich die Dampffontänen auf die Reise zu Saturns Ringen.

Asteroiden im Kuiperbelt

Wer es gerne besinnlich mag, ist du im Kuiperbelt bestens aufgehoben. Hinter Neptun und jenseits allen planetaren Trubels reist man von Asteroid zu Asteroid und blickst dabei auf das Sonnensystem. Als Zwischenstopp empfiehlt sich Zwergplanet Pluto, mit ein bisschen Glück kreuzt außerdem der sagenumwobene neunte Planet auf, den einige Astronomen dort draußen vermuten. Nachteil: Man braucht gut 20 Jahre für die Anreise.

Kodak-Momente auf dem Mond

Der Mond ist ein bisschen wie ein Wochenendtrip nach München: Hat man schon oft gemacht, aber er ist nah und es gibt immer was Neues zu sehen. Welcher Flecken im Sonnensystem kann man sonst in wenigen Tagen erreichen? Es macht Spaß, mit dem Mond-Buggy die Krater am Südpol hochzudüsen. Der überall klebende Mondstaub, der einem die Raumanzüge einsaut, nervt natürlich. Aber der Anblick, wenn die Erde hinterm Mondhorizont aufgeht - unbezahlbar.

Sonnenbaden auf Merkur

Für Sonnenanbeter ist Merkur das richtige Ziel. Man sollte aber eine riesengroße Tube Sonnencreme mitnehmen. Auf dem sonnennächsten aller Planeten bekommt man nicht nur die höchste Dosis UV-Licht ab, sondern auch noch die längste Zeit ohne Unterbrechung. Da sich der sonnenverwöhnte Himmelskörper nur dreimal um die eigene Achse dreht, während er sich in gut 176 Erdtagen zwei Mal um die Sonne bewegt, liegst du auf Merkur 88 irdische Tage lang in der Sonne, bis endlich die Nacht hereinbricht.

Polarlichter auf Jupiter

Polarlichter muss man wenigstens einmal im Leben gesehen haben. Auf der Erde sind sie als Aurora borealis berühmt, aber die Lichterscheinungen über dem Nordpol von Jupiter sind mit Abstand die schönsten im Sonnensystem. Der Clou: Wenn man eine Brille für kleine Wellenlängen aufsetzt, leuchten seine Polarlichter noch spektakulärer, weil sie wegen des starken Magnetfelds des Gasriesen vor allem im energiereichen UV- und Röntgenbereich strahlen. Übrigens: Wem es am Jupiter zu touristisch ist: Am Saturn gibt es ähnliche Polarlichter.

Ringe-Springen am Saturn

Es ist schon ein Nervenkitzel der besonderen Art, mit gut 40.000 Kilometer in der Stunde durch das Ringsystem eines Gasplaneten zu tauchen. Aber seit dem Death-Dive der Nasa-Sonde Cassini 2004 durch eine Lücke in den Saturn-Ringen ist es der Hit im interplanetaren Erlebnis-Tourismus. Zwar sind die größeren Lücken in den mehr als 100.000 Ringen manchmal Hunderte Kilometer breit. Doch verschätzt man sich beim Sprung hindurch, stehen die Chancen schlechter als die eines Klippenspringers nach einem Bauchklatscher.

Dampfbaden auf der Venus

Fans des gepflegten Schwitzens finden auf der Venus perfekte Bedingungen: Durch ihre Atmosphäre wabern dichte Gasschwaden mit einer konstanten Temperatur von über 400 Grad Celsius - da dürften auch Hardcore-Saunagänger auf den Aufguss verzichten. Statt nach Fichte und Eukalyptus riecht es im venusianischen Heißluftbad allerdings nach Schwefel und Chlor.

Trekking im Valis Marineris

Beim 4000 Kilometer-Marsch dürftest du mehr als nur ein Paar Mars-Boots verschleißen - aber es lohnt sich. Sieben Kilometer hohe Felswände, Bergstürze so groß wie das Saarland (besonders beeindruckend: Ophir Labes), unterbrochen von Meteoritenkratern und am Ende ein verästeltes Labyrinth enger Schluchten - als Extremsportler kommt man im Valis Marineris, dem größten Grabensystem auf dem Mar, voll auf seine Kosten.

Auf den Mons Olympus klettern

Ohne Sauerstoffflasche würde es nicht mal Reinhold Messer schaffen - und das liegt nicht nur an der dünnen Luft auf dem Mars: Der Schildvulkan Olympus Mons ragt 26 Kilometer über sein Umland hinaus. Wer es über die weitläufigen Lavaebenen hinaufschafft, darf sich Gipfelstürmer des Sonnensystems schimpfen, denn einen höheren Berg gibt es darin nicht. Was die Tortur ein wenig leichter macht: Die Schwerkraft auf dem Mars macht nur gut nur 38 Prozent der irdischen aus, man schleppt also nur ein gutes Drittel seines Gewichts in die Höhe.

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