Weitere Leserbriefe:Pommes und ein trauriger Rückzug

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Eine Kartoffelbäuerin erklärt, wann die Zubereitung von Pommes giftige Substanzen freisetzt. Ein Leser äußert sich zu Drohungen gegen einen syrischen Bundestagsbewerber, der nun die Kandidatur zurückzog.

Pommes selber machen

Zu " Fritte mit Nebenwirkung" vom 6. April: "Zu kross - je dunkler Pommes frites im Ofen werden, desto giftiger sind sie. Die Hersteller wissen das - und schieben die Verantwortung ab." Als Kartoffelbäuerin bin ich von der Überschrift auf der Titelseite der SZ sehr überrascht worden: Seit wann sind Pommes frites von Natur aus giftig? Wenn die SZ darüber schreibt, dass die Kartoffeln giftiger werden, je länger sie gebacken werden, implizieren die Autoren damit dem Leser, dass das ursprüngliche Produkt ja bereits giftig sei.

Pommes bestehen zu 100 Prozent aus Kartoffeln und diese sind nicht giftig - wie können dann Pommes giftiger sein, wenn das Urprodukt eins der wertvollsten und gesündesten Lebensmitteln ist? Auch die auf der Titelseite vermerkte Bezeichnung "Hersteller" ist für mich als Leser irreführend. Präziser wäre gewesen, dass die Verarbeiter oder verarbeitende Industrie gemeint sind.

Es ist unbestritten: Acrylamid entsteht bei stärkereichen Lebensmitteln in Verbindung mit Hitze. Und Acrylamid ist gewiss nicht gesundheitsfördernd. Tiefkühl-Pommes sind mittlerweile weit verbreitet. Dieses verarbeitete Produkt wird bereits in der Pommes-Fabrik erhitzt, also schon bevor die Fritten in den Lebensmitteleinzelhandel oder Gastronomie gelangen. Beim Verbraucher oder Koch werden sie abermals hoch erhitzt. Hier ist die Gefahr eines hohen Acrylamingehaltes eben hoch. Wie lange die Pommes in der Fritteuse oder Pfanne liegen, obliegt dem jeweiligen Zubereiter. Und damit auch die Höhe des Gehaltes an Acrylamid.

Selbst gekocht ist immer gesünder, da das Produkt weniger oft erhitzt wird: Einfach das Urprodukt, die rohe Kartoffel, zubereiten: waschen, schälen und in die bekannte Pommes-Form schneiden. Anschließend aufs Ofenblech legen, würzen und einen Esslöffel Öl darüber geben: Schon hat man in der gleichen Zeit, wie bei den TK-Pommes, ein wesentlich gesünderes "Kinderessen"! Dieses braucht nur erhitzt zu werden, mit wesentlich weniger Fett und keinerlei industriellen Zusatzstoffen oder Geschmacksverstärkern.

Sonja Dirl, BBV-Kreisbäuerin, München

Skandalöse Demütigung

Zu " Syrien-Flüchtling kandidiert nicht" vom 31. März: Die Tatsache, dass der aus Syrien geflüchtete Tareq Alaows seine Kandidatur für die Bundestagswahl im September zurückgezogen hat, ist eine politische Katastrophe ersten Ranges. Triumphieren hierüber werden die Rechtsextremen und ausgewiesene rechte Terrororganisationen in der Bundesrepublik. Wir sind wieder so weit, dass politisches Engagement egal auf welcher Ebene gefährlich werden kann. Die skandalösen Drohungen gegen Alaows' nahestehendes Umfeld für den Fall, dass er an seiner Kandidatur festhalte, zeigt deutlich auf, wozu bestimmte politische Kreise fähig sind. Dabei wäre es so notwendig gewesen, dass mit dem Politiker der Grünen, der aus Syrien flüchtete, die vielen Geflüchteten in Deutschland, deren Zahl in die Hunderttausende geht, eine politische Stimme gehabt hätten.

Es ist eine unglaubliche Demütigung, die Tareq Alaows erst mal verkraften muss. Wir müssen in der Bundesrepublik allmählich über die Phase hinauskommen, in der Rassismus und Drohungen gegen den grünen Aktivisten nur bedauernd zur Kenntnis genommen werden können. Für die Demokratie hierzulande sind die Drohungen gegen Tareq Alaows ein demokratischer Super-GAU.

Manfred Kirsch, Neuwied

© SZ vom 15.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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