Weitere Leserbriefe:Leiharbeit, Holzbau

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Nach der Regulierung der Leih- und Werksarbeit in der Fleischindustrie wünscht sich ein Leser eine generell striktere Lösung für alle Branchen. Ein anderer schreibt über Vorteile von Holzhäusern, nicht nur für Umwelt und Gesundheit.

Gute statt prekäre Arbeit für alle

Zu " Bessere Arbeitsbedingungen" vom 31. Dezember/1. Januar: Endlich ist es so weit, die Fleischindustrie kann ab diesem Jahr keine Leiharbeiter und keine Arbeitnehmer mit Werkvertrag mehr beschäftigen. Deutschland wird dadurch wieder etwas mehr "Soziale Marktwirtschaft" und sozialer Rechtsstaat. Allerdings bleibt noch einiges zu tun, denn wir haben auch in anderen Branchen prekäre Arbeit mit ausbeuterischen Zügen, das erlebe ich als Betriebsseelsorger tagtäglich im Kontakt mit Leiharbeitern, Werkverträglern und Niedriglöhnern. Viele von ihnen fühlen sich wie Menschen zweiter Klasse.

Leiharbeiter etwa sind vielfach benachteiligt: Sie können nicht "kurzarbeiten", sind meist unterbezahlt, können jederzeit abgemeldet werden, unterliegen einem höheren Unfallrisiko und größeren Gesundheitsrisiken, können sich meist keine Familie leisten und werden als Erste entlassen. Was wir jetzt brauchen, ist eine konzertierte Aktion für gute Arbeit, die mitbestimmt, tarifgeschützt und menschenwürdig ist - für alle Branchen!

Erwin Helmer, Augsburg

Mehr als nur Bautechnik

Zu " Neue Häuser, alte Tricks" vom 5./6. Dezember: Das Bauen von Wohnhäusern hat viele Facetten: Es fehlen Wohnungen. Grund und Boden sind knapp. Der Bodenwert steigt und lässt das Vermögen der Eigentümer ohne eigenes Zutun wachsen. Auch Vererbung von Wohneigentum erhöht die Unterschiede zwischen denen, die zur Miete leben und denen, die Wohneigentum haben. Die Spannungen in der Gesellschaft vergrößern sich. Zugleich bedrohen Sanierung und Umwandlung von Mietwohnungen in Wohneigentum die Sicherheit der Lebensverhältnisse. Das ließe sich ändern durch eine Holzbauweise à la USA in Verbindung mit dem Erbbaurecht.

Das Erbbaurecht ist eine zeitlich befristete Stellung wie ein Eigentümer, und die amerikanische Bauweise mit Holzspanplatten ergibt Häuser mit einer Art Verfallsdatum. Aufeinander abgestellt liefert das sicheres Wohnen für etwa eine Generation - ohne unverdienten Vermögenszuwachs, der nicht wegbesteuert werden braucht.

Weisen Gemeinden Wohngebiete nur noch aus, wenn ihnen der Grund gehört, wird Bodenspekulation unattraktiv. Zudem erhalten sich die Gemeinden ihre Planungsmöglichkeiten. Denn nach seinem Ablauf fällt das Erbbaurecht an sie zurück, und es sind keine bedeutenden wirtschaftlichen Werte mehr zu berücksichtigen. Die Gemeinden schaffen sich so einen langfristigen Planungshorizont, müssen nicht Entwicklungen hinterherhecheln, und das Korruptionspotenzial verringert sich deutlich. Das Holzangebot wird steigen; denn die Bewirtschaftung der Wälder muss klimabedingt umgestellt werden. Große Fichtenbestände haben kaum Zukunft. So böte die Wohnungswirtschaft mit Verfallsdatum auch dafür eine nachhaltige Lösung.

Wer doch etwas sucht, was durch Generationen weitergegeben werden kann, kommt auch nicht an Holz vorbei. Massive Holzhäuser sind energieeffizient, haben nicht nur Charakter und Atmosphäre, sondern bieten auch gesunde Wohnverhältnisse.

Georg Schmid-Drechsler, München

© SZ vom 21.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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