Weitere Leserbriefe:Familie, Geldpolitik

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Eine Leserin macht auf die wichtige Rolle von Großeltern aufmerksam. Ein Leser schreibt über das Wirken von Geldpolitik.

Europäische Zentralbank in Frankfurt: Hier wird die Geldpolitik für die Euro-Zone verantwortet. (Foto: dpa)

Was Oma und Opa beitragen

Zu " Familienaufstellung" vom 16./17. Januar: Eine interessante Frage zu diesem Thema ist, welchen Anteil Großeltern an den Veränderungen im Zusammenleben von Familien haben. Nach meiner Beobachtung einen beachtlichen. Sie holen die Kinder vom Kindergarten ab, gehen mit ihnen zum Spielplatz und kümmern sich um die Hausaufgaben. Das geht von null bis 15 Jahren und ist keineswegs immer ganz freiwillig. Viele Großeltern helfen auch finanziell, vor allem in den Städten, wo ja oft ein Gehalt nur für die Miete draufgeht und Kinderbetreuung bis zu 1000 Euro pro Monat kosten kann.

Dr. Bärbel Rott, Freising

Es geht um Produktivität

Zu " Goldene Zwanziger" vom 31. Dezember/1. Januar, " Sie steigen! Nein, sie fallen" vom 28. Dezember sowie zur SZ-Berichterstattung zur Geldpolitik allgemein: Die Notenbanken weltweit pumpen Geld in die Wirtschaft, Staaten verschulden sich, die Geldmenge steigt exorbitant - nach Lehrbuch müsste entweder die Konjunktur anspringen oder es zu einer starken Inflation kommen. Stattdessen passiert: nichts. Weil gleichzeitig die Geldumlaufgeschwindigkeit sinkt. Das viele zusätzliche Geld fließt langsamer durch die Wirtschaft und schlägt sich deshalb nicht in steigenden Preisen von Gebrauchsgütern nieder. Geldpolitik ist weitgehend machtlos.

Würden wir in einer Zeit leben, in der neue Investitionsgüter wie seinerzeit die Eisenbahn oder wie in den 1990ern Computer die Kosten für Unternehmen stark senkten, gäbe es einen Wettlauf um Ressourcen, und die Preise, die Inflation und die Zinsen würden anziehen. Sie ließen sich auch gut bezahlen, weil man ja jedes Jahr deutlich produktiver würde. Nun gibt es aber gerade keine rentable Anlagemöglichkeit mehr, die Arbeit produktiver macht, nachdem IT die strukturierte Informationsarbeit weitgehend durchrationalisiert hat. Die Gesamtproduktivität stagniert.

Eine Wirkung des Zuviel-Geldes gibt es: Das Elend der Mieter. Die Preise für Immobilien, Gold, Aktien sind deswegen so stark gestiegen, weil es im realen Leben nichts gibt, wo Geld rentabel investiert werden kann. Eine wachsende Menge nicht gebrauchten Geldes bei Nullzins steht einem begrenzten Angebot an Spekulationsgütern gegenüber und treibt die Kurse hoch (ohne dass Firmen mehr erwirtschaften) - das Geld bleibt dennoch im Kreislauf.

Warum diese Info wichtig sein sollte? Weil die neoklassische Lehrbuch-Sicht, die auch in den Artikeln durchscheint, allein auf der monetären Ebene verbleibt. Die EZB kann nichts für die Nullzinsen: Würde sie die Zinsen anheben, wäre es zu teuer, seine Firma zu betreiben, die Wirtschaft würde in sich zusammenfallen. Und nein, auch die Globalisierung kann nichts für den Nullzins: Das heißt nur, dass auch in China eine Wirtschaft nicht mehr mit zusätzlichen Stahlwerken wächst. Die Lösung ist nicht im Geld, sondern im realen Arbeiten zu suchen. Produktivität entsteht weniger durch weitere Dingenskirchen-Technologien, sondern in der Produktivität der Menschen hinter der Technik, der Zusammenarbeit, dem produktiven Umgang mit Wissen.

Erik Händeler, Lenting

© SZ vom 26.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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