Weitere Leserbriefe:Berufspolitiker, Afghanistan

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Ein Leser erhofft sich mehr Abgeordnete, die trotz Politkarriere einen Beruf haben, in den sie jederzeit zurück könnten. Ein anderer wünscht sich künftig mehr wohlüberlegte und dosierte Militäreinsätze.

Problem Berufspolitiker

Zu " Erwin Huber über Philosophie" vom 18./19. September: Der Politpensionär Erwin Huber schreibt der politischen Klasse mit der Weisheit und Fachkompetenz eines 75-jährigen Philosophiestudenten ins Stammbuch, worauf es ankäme: Sachorientierung statt parteipolitisches Kalkül, Empathie und Rücksichtnahme statt Ellenbogenmentalität, interessierte Bürgernähe statt Hinterzimmertaktik.

Das Interview mit dem langjährigen CSU-Politiker erklärt, weshalb sich seit vielen Jahren bis zu einem Drittel der Wähler enthalten oder Kleinstparteien ohne Regierungsoption zuwenden. Vielen Wahlberechtigten fehlt das Vertrauen in die etablierten Parteien. Eine grundsätzliche Neujustierung im Ethos potenzieller Berufspolitiker ist überfällig; dazu braucht es nicht unbedingt ein Philosophiestudium, aber Anstand, Charakter, eine gute Schulbildung und eine solide Berufsausbildung als Garant der geistigen und materiellen Unabhängigkeit.

Thomas Gottfried, Freising

Militäreinsätze besser abwägen

Zu " All der Selbstbetrug" vom 11./12. September: Die Beteiligung am Einmarsch in Afghanistan sei zu Beginn richtig gewesen, schreibt Georg Mascolo. Das kann man meines Erachtens nur behaupten, wenn man von Politikern kein Abwägen bei einer so existenziellen Entscheidung wie dieser erwartet. Wenn man politisches Handeln aus Empörung, Entsetzen, Abscheu, ja auch Wut - die die ganze Welt mit Recht empfand - abzuleiten nicht für brandgefährlich erachtet.

Die Einsicht, dass der islamistische Terror nicht mit militärischen Mitteln besiegt werden kann, sondern oft nur weiter entfacht wird, ist ja nicht neu. Ein vernünftig definierter Einsatz, der auf das Ausschalten der Al Quaida-Gruppe, die den 9/11-Anschlag 2001 gesteuert hatte, begrenzt gewesen wär, wäre Aufgabe maßvoller und angemessener Politik gewesen. Es war also auch schon zu Beginn falsch, weil nicht durchdacht, und von Sendungsbewusstsein und Realitätsverweigerung geprägt. Das Thema ist so wichtig, weil wir auch in Zukunft über militärische Einsätze und ihre Kriterien entscheiden müssen. Ansonsten bin ich sehr mit dem Kommentar einverstanden.

Gerhard Fließbach, Nürnberg

© SZ vom 24.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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