Weitere Briefe:Zu Zinsen, Wachstum und  Immobilien

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Wirtschaftsthemen im Fokus der Leser: Die Verteilung des Vermögens in der Bevölkerung wird kritisch hinterfragt, genauso wie das Wachstumspostulat und die Bauträgermodelle zur Schaffung von Wohnraum.

Vom Zinseszins

Zu "Wer hat, der hat" vom 16. April: Die Vermögensverteilung in Deutschland spiegelt das Prinzip der Vermögensbildung wider. Ein Mensch der seit zehn Jahren spart hat zehnmal soviel Vermögen wie einer der erst seit einem Jahr spart. Wenn alle Menschen jedes Jahr gleich viel sparen, haben die zehn Prozent der ältesten Sparer fünfzig Prozent des Gesamtvermögens. Wer spart, der hat!

Andreas Schrank, München

Wachstumskonzept überdenken

Zu "Japanische Falle" vom 29. März: Nikolaus Piper spricht in Hinblick auf Japan von "Stagnation", von "Liquiditätsfalle". Sie beziehen sich auf ein fehlendes Wachstum, ein Phänomen - schreibt er - das vielleicht Europa treffen könnte - und das meint er als Warnung. Ist aber schwaches Wachstum so schlimm? Japan scheint das gelassen zu nehmen: Japan steckt "immer noch in dieser Liquiditätsfalle", ist aber stabil und "hat beneidenswert wenig Arbeitslose". Beim Autoren scheint der Reflex zu wirken, Wachstum muss sein, Wachsen ist ein Imperativ, das auf gar keinem Fall in Frage gestellt werden darf. Dabei weiß er sicher, dass ständiges Wachstum nicht möglich ist, dass mit Wachstum exponentielles Wachstum gemeint ist und dieses katastrophale Folgen haben muss. Das wusste auch Keynes, der ein positiv belegtes Stadium von Sättigung voraussah, in dem auf Wachstum verzichtet wird. Die laufende und begrüßenswert erhöhte Aufmerksamkeit für die Wirkung des Wachstums auf die Klimakrise weist auch auf die Notwendigkeit hin, Sättigung und Zufriedenheit mit dem, was man hat, positiv zu bewerten. Und sollte Wirtschaftsexperten, Politiker und Unternehmer anspornen, sich Wirtschaftsformen auszudenken, die nicht auf Wachstum als notwendige Bedingung setzen und viele Probleme kreativ ohne Wachstum lösen.

Raul Claro, München

Unschönes Geschäftsmodell

Zu "Mieten statt kaufen" vom 30. März: Ich nehme an, dass viele Wohnungsbauträger nicht wie ausgeführt hinschmeißen, sondern umsatteln. Es ist viel einfacher und lukrativer, Bestandswohnungen zu kaufen und diese auf Kosten der Mieter zu modernisieren oder in Eigentumswohnungen umzuwandeln. Dieses unschöne Geschäftsmodell schafft leider keine preiswerten Mietwohnungen, im Gegenteil: es verteuert vorhandene alte Bausubstanz, auf die sozial schwächere Mieter angewiesen sind.

Dietmar A. Angerer, München

© SZ vom 23.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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