Weitere Briefe:Zu Afrika und Zinspolitik

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Afrikas Grundprobleme

Zu " Wandel durch Handel" vom 12. Juli: Bernd Dörries bezeichnet die in Kapstadt beschlossene afrikanische Freihandelszone zu Recht als großen Fortschritt - wiewohl ihr ein ähnlicher Beschluss der OAU-Konferenz von Arusha im Februar 1990 vorherging. Seither hat sich die Bevölkerung Afrikas glatt verdoppelt. Eine Stärkung des Binnenhandels tut in Afrika not, weil der Kontinent nur 15 Prozent seiner Wirtschaftsleistung intern austauscht, Europa hingegen 67 Prozent und Asien 61 Prozent. Die Diskrepanz liegt darin begründet, dass Afrika im wesentlichen Rohstoffe exportiert, aber Fahrzeuge und Maschinen importiert. Bananen von Kamerun gen Kongo zu versenden macht wenig Sinn.

Das Grundproblem vor allem Sub-Sahara-Afrikas bleibt sein geringes Wirtschaftswachstum und sein überdurchschnittlich hohes Bevölkerungswachstum, das vor kurzem durch die UN-Bevölkerungsprognose 2019 wieder bestätigt wurde. Erst in jüngster Zeit (2017/2018) haben sich nach Weltbank-Angaben beide Werte angenähert: Wirtschaftswachstum plus 2,8 Prozent, Bevölkerung plus 2,7 Prozent. Wesentlich dafür war der Anstieg verschiedener Rohstoffpreise. Damit wird wiederum die Einseitigkeit des Warenaustausches Afrikas mit dem Rest der Welt deutlich.

Sollten die Regierungen des Kontinents tatsächlich eine Zollunion schaffen, dann wären sie gut beraten, gemeinsame Zölle auf Überflüssiges von außerhalb zu erheben: Hühnerkeulen und Gebrauchttextilien aus der EU und den USA, Waffen sowie deutsche, britische und japanische Luxusautos.

Dr.-Ing. Reinhold Gütter, Hamburg

Versäumnisse in der Finanzkrise

Zu " Im Namen der Sparer" vom 9. Juli: Bei den Diskussionen über die negativen Folgen der Niedrigzinspolitik der EZB fällt meines Erachtens ein Versäumnis der Politik unter den Tisch: Nach der Finanzkrise von 2007 ff. galt es als ausgemacht, dass Investment- und Geschäftsbanken getrennt werden müssen. Doch bald redete niemand mehr davon. So entfaltete die Niedrigzinspolitik ihre negativen Folgen: Das billige Geld floss und fließt in Spekulationen, und mittelständische Betriebe haben es schwerer denn je, an Kredite heranzukommen. Es wird die ganz große Aufgabe von Madame Lagarde und des Chefs der US-Zentralbank Fed sein, aus der nunmehr ein Jahrzehnt dauernden Blase ganz vorsichtig die Luft herauszulassen. Sonst blüht eine Finanz- und Wirtschaftskrise, gegen die diejenige von 2007 ff. ein laues Lüftchen war.

Bernd Bergander, München

© SZ vom 18.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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